Medienberichte: Ein New Yorker Investor will beim Essenlieferdienst richtig aufräumen. Aktie legt bis zu 14 Prozent zu. Wackelt der Stuhl von Vorstandschef Östberg?
Der US-Investor Sachem Head soll sich laut Medienberichten mit insgesamt 3,6 Prozent am deutschen Lieferdienst Delivery Hero beteiligt haben. Er habe Aktien und Derivate erworben und strebe „operative und personelle Veränderungen“ an, meldete am Donnerstag die Nachrichtenagentur Reuters unter Bezug auf eine „mit den Vorgängen vertraute Person“. Auch die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete über die Beteiligung. Der Investor plane demzufolge auch einen Einzug in den Aufsichtsrat. Er ist bekannt dafür, dass er insbesondere darauf zielt, Vorstandschefs abzusägen. Damit steigt auch der Druck auf Delivery-Hero-Chef Niklas Östberg. Erst vor Kurzem hatte Finanzchef Emmanuel Thomassin seinen Rückzug angekündigt.
Sachem Head sitzt bereits bei Lanxess im Boot
Von dem Investor selbst lag bis Freitag Vormittag keine Stellungnahme zu dem Vorgang vor. Den Berichten zufolge habe er bereits Gespräche mit dem Management aufgenommen. Er kritisiere, dass dei operative Performance und der Aktienkurs des Unternehmens weit hinter der Konkurrenz lägen. An der Börse lösten die Berichte eine bis zu 14prozentigen Kursanstieg bei der Delivery-Hero-Aktie aus. Hauptaktionär bei Delivery Hero ist der niederländische Investor Prosus, der rund ein Viertel der Anteile hält. Delivery Hero hatte stark vom Corona-Boom profitiert, der Aktienkurs ist danach in sich zusammengefallen: von 130 Euro zur Hoch-Zeit auf gut 26 Euro zu Wochenbeginn - ein klassisches Einfallstor für Aktivisten.
Sachem Head ist kein Unbekannter in der Branche. Erst vor Kurzem hatte er sich beim britischen Lieferdienst Deliveroo eingekauft. Gemanagt wird Sachen Head von Scott Ferguson, einem bekannten Hedgefonds-Aktivistem. Mit einem Volumen von 3,3 Milliarden Euro ist der Fonds nicht besonders groß. In Deutschland ist Sachem Head bislang nur durch eine Beteiligung beim Chemiekonzern Lanxess in Erscheinung getreten, wo er eine fünfprozentige Beteiligung hält. In Italien ist er beim Rüstungskonzern Leonardo engagiert und hält zudem vier Verwaltungsratsmandage.
JP Morgan reagiert mit Kaufempfehlung
Die US-Bank JPMorgan reagierte auf den Aktivisten-Einstieg mit einer Kaufempfehlung für die Delivery-Hero-Aktie, bei einem Kursziel von 40 Euro. Analyst Marcus Diebel sieht die Beteiligung von Sachem Head Capital demnach positiv. Insbesondere könne dies die Unternehmensführung verbessern. Auch die Übernahmeaktivitäten könnten beschleunigt werden.
Personelle Veränderungen hatte es bei Delivery Hero bereits gegeben. Erst vor Kurzem hatte der Finanzchef von Delivery Hero, Emmanuel Thomassin, nach rund zehn Jahren das Unternehmen verlassen. Er scheide im September aus, um sich anderen beruflichen Herausforderungen zu widmen, hieß es von Seiten des Unternehmens. Wie weiter bekannt wurde, wechselt Thomassin ab 1. Oktober zum als Finanzchef zum britischen Zahlungsabwickler Wise.