Missglückte Expansionsstrategie, Schuldenberge in Milliardenhöhe, rote Zahlen: Der traditionsreiche Agrarhändler steckt tief in der Krise. „Wir werden 2024 wieder in die Gewinnzone kommen", versprach Baywa-Finanzchef Andreas Helber Anfang Juni im Interview mit Euro am Sonntag. Ende Juli wurde dann die Ebit-Prognose für das Geschäftsjahr 2024 kassiert.
Eine neue Prognose mochte das Unternehmen nicht abgeben. Helber hatte übrigens 2023 ein Gehalt im Millionenhöhe erhalten, obwohl Baywa damals schon in der Krise steckte. Das Unternehmen hatte die Jahresziele verfehlt, alle Geschäftsbereiche litten unter den gestiegenen Zinsen, die Dividende wurde gestrichen. Unterdessen wird es finanziell immer enger.
Vor rund vier Wochen wurde die Unternehmensberatung Roland Berger mit einem Sanierungsgutachten beauftragt – auf Druck der finanzierenden Banken. Auf Basis dieses Gutachtens wollen die Kreditgeber über die Zukunft der Baywa entscheiden.
Gutachten kommt erst im September
Doch nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ soll dieses Gutachten wohl erst Mitte September vorliegen. Dabei drängt die Zeit. Ein erheblicher Teil der Schulden in Höhe von fast 5,6 Milliarden Euro muss verlängert werden, was angesichts der gestiegenen Zinsen die ohnehin angespannte Finanzlage des SDAX-Unternehmens verschärfen dürfte.
Laut SZ ist bei Baywa das Geld bereits knapp, obwohl die Großaktionäre Bayerische Raiffeisen Beteiligungs-AG (BRB) und Raiffeisen Agrar Invest AG Finanzmittel in zweistelliger Millionenhöhe bereitgestellt hätten – doch der Bedarf sei mit 400 bis 500 Millionen Euro höher.
Wie die Zeitung weiter berichtet, ist es nun an den einzelnen BRB-Mitgliedsbanken, Gelder freizugeben, was aber Zeit brauche. Zudem ist der SZ zufolge der Baywa-Vorstand weitgehend außen vor bei den Verhandlungen.
Fazit
Dem Traditionskonzern läuft die Zeit davon. Unbedingt meiden.