Der Leitindex setzt am Mittwoch seine Rekordjagd von Dienstag fort - flankiert von einem 13-Prozent-Kurssprung bei Siemens Energy und neuen Zinshoffnungen aus den USA. Doch am Horizont brauen sich auch wieder dunkle Wolken zusammen.
Der deutsche Leitindex DAX hat am Mittwoch seine Rekordjagd vom Dienstag fortgesetzt. Mit einem Plus von 0,5 Prozent auf 18520 Punkte war er am Vormittag nicht mehr weit von seinem Allzeithoch von 18567 Punkten entfernt, das er am 2. April erreicht hatte. Angetrieben wurde der Leitindex wie schon am Dienstag von guten Unternehmenszahlen und neuen Zinshoffnungen in den USA.
Vor allem Siemens Energy wirbelte den Markt auf. Die Aktie kletterte nach einer Prognose-Anhebung des Energietechnikkonzerns um mehr als 13 Prozent. Die BVB-Aktie legte nach einem Sieg des Fußballclubs gegen Paris Saint-Germain um elf Prozent zu. Am Vortag hatte der Chipkonzern Infineon trotz gekappter Prognose eine ähnliche Rally mit zweistelligen Kurszuwächsen vollzogen.
Weniger gut kam am Mittwoch ein Gewinnrückgang beim Autobauer BMW um 19 Prozent auf knapp drei Milliarden Euro an. Die Aktie rutschte mit minus drei Prozent ans DAX-Ende. Der Autozulieferer Conti geriet im ersten Quartal sogar in die roten Zahlen. Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re warnte am Mittwoch zudem vor einem Ende der Serie von Preissteigerungen in der Branche, von denen die Rückversicherer seit Jahren profitieren. Trotz des Gegenwinds signalisierte die Munich Re, dass das 2024er Gewinnziel von fünf Milliarden Euro übertroffen werden könnte. Die Munich-Re-Aktie lag am Vormittag 1,5 Prozent im Plus.
Auftragsmangel sorgt für Produktionsrückgang in der Industrie
Die Börse ließ sich auch nicht von wieder eingetrübten Konjunkturdaten aus Deutschland die Laune verderben. So vermeldete das Statistische Bundesamt einen Rückgang der deutschen Produktion im April um 0,4 Prozent. Darin spiegelt sich vor allem die schwache Auftragslage in der deutschen Industrie wider. „Der Mangel an Aufträgen hemmt die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland", heißt es beim Ifo-Instiut. „Kaum eine Branche bleibt verschont." 39,5 Prozent der Industriebetriebe berichteten von fehlenden Aufträgen, nach 36,9 Prozent im Januar, wie das Institut bei der Veröffentlichung seiner vierteljährlichen Umfrage erläuterte.
Eine verhaltene Prognose gab es am Mittwoch auch vom Institut der Deutschen Wirtschaft. Demnach kommt die deutsche Wirtschaft im Gesamtjahr 2024 trotz eines guten Auftakts nicht über eine Stagnation hinaus. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) werde nur auf dem Wert des vergangenen Jahres verharren, zitierte die Nachrichtenagentur Reuters aus der neuen IW-Konjunkturprognose. Unternehmensbefragungen signalisierten eine schwache wirtschaftliche Entwicklung. Vor allem Industrie und Bauwirtschaft steckten in der Rezession fest. Neben dem Konsum müssen die Investitionen endlich in die Gänge kommen. Hier hätten sich mittlerweile „gewaltige Lücken" aufgetan.