Die Commerzbank-Aktie klettert auf den höchsten Stand seit 2011. Der Vorstand setzt sich ehrgeizigere Rendite- und Ausschüttungsziele. Analysten heben Kursziele. Erste Gespräche mit Unicredit an diesem Freitag.
Die Commerzbank-Aktie kennt offenbar kein Halten mehr. Am Donnerstag hatte die Aktie des zweitgrößten deutschen Geldhauses rund acht Prozent auf 16,50 Euro zugelegt und damit den höchsten Stand seit 2011 markiert. Zuvor hatte sich die Bank höhere Wachstums- und Renditeziele gesetzt und den Aktionären eine Anhebung der Ausschüttungsquote bis 2027 auf 90 Prozent in Aussicht gestellt, nachdem zuletzt rund 50 Prozent angestrebt worden waren.
Die ehrgeizigeren Ziele lösten einen Kursschub aus, mit dem die Commerzbank-Führung auch gestärkt in die für heute angekündigten ersten Gespräche mit Unicredit gehen kann. Die italienische Großbank hatte ihre Beteiligung an der Commerzbank Anfang der Woche auf 21 Prozent erhöht und damit ihre Übernahmeabsicht nochmal unterstrichen.
Bei den für heute anberaumten ersten Gesprächen zwischen der Commerzbank- und Unicredit-Führung soll es Medienberichten zufolge erst einmal um ein besseres gegenseitiges Kennenlernen gehen, noch nicht um konkrete Übernahmeverhandlungen. Ziel sei es, eine gute Ausgangsbasis zu schaffen. „Unicredit ist jetzt ein Aktionär, und es ist ganz normal, dass man mit Investoren Meinungen austauscht", wird Finanz- und Vizechefin Bettina Orlopp zitiert, die am kommenden Dienstag, 1. Oktober, den Vorstandsvorsitz der Commerzbank übernimmt. Vorgänger Manfred Knof hatte seinen vorzeitigen Rückzug erklärt.
Von der neuen Dynamik, die die Commerzbank erfasst hat, zeigen sich Analysten unterdessen erfreut. Die US-Bank JPMorgan hat das Kursziel für die Aktie von 17,20 auf 18 Euro angehoben und mit einer Kaufempfehlung versehen. Ambitioniertere Geschäftsziele kristallisierten den Wert als eigenständige Bank heraus, erläuterte Analyst Kian Abouhossein. Dies passe zur Strategie des Managements angesichts des steigenden Unicredit-Anteils. Die kanadische Bank RBC hat das Kursziel für Commerzbank von 17,50 auf 20 Euro angehoben. Die höheren ZIele könnte die Verhandlungsposition der Commerzbank stärken, erläuterte RBC-Analystin Anke Reingen. Die Chance, dass eine Übernahme zustandekomme, taxierte sie auf 75 Prozent.
Fazit
Die Commerzbank liegt bei maßgeblichen Kennziffern wie der Eigenkapitalrendite oder der Cost-Income-Ratio hinter der Konkurrenz zurück. Der Unicredit-Vorstoß hat schon jetzt eine neue Dynamik in das Institut gebracht, das Rendite-Potenzial schneller zu heben - unabhängig davon, ob die Übernahme nun zustande kommt oder nicht.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.