Der Einstieg der italienische Unicredit bei der Commerzbank sorgt für Fusionsfantasie bei den europäischen Banken. Spekulationen über weitere Kandidaten überschlagen sich, darunter die niederländische ABN Amro, die italienische BPM und die französische Societe Generale. 

Auch wenn die Commerzbank-Übernahme längst nicht in trockenen Tüchern ist, werden am Kapitalmarkt bereits die nächsten Szenarien durchgespielt. JPMorgan-Analyst Kian Abouhossein sieht die niederländische ABN Amro und die italienische Banco BPM als potenzielle Übernahmeziele - und hat die Aktien entsprechend hochgestuft. Beide Titel legten am Donnerstag zwischen vier und fünf Prozent zu. Der JPMorgan-Experte rechnet mit einer Übernahmewelle in der Branche und dem „Start eines M&A-Zyklus". Die europäische Bankenlandschaft werde konsolidieren, und die Commerzbank sei „klar im Spiel".

Dabei war bereits in den vergangenen Monaten im Markt einiges los. So hatte die niederländische Großbank ABN Amro erst im Juni die Übernahme der kleineren deutschen Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe in die Wege geleitet, die wiederum durch mehrere Zusammenschlüsse entstanden war.

Wesentlich spektakulärer dimensioniert war im Mai die feindliche Attacke der zweitgrößten spanischen Bank BBVA auf den Lokalrivalen Banco Sabadell, um einen neuen Bankengiganten mit einer Billion Euro Bilanzsumme zu schaffen. Schon dieses Unterfangen wurde als möglicher Startschuss für eine europäische Bankenkonsolidierung gewertet, obwohl es „nur" um zwei spanische Institute ging. Inzwischen hat die EZB-Bankenaufsicht der BBVA offenbar grünes Licht erteilt. Die BBVA-Aktionäre hatten bereits im Juli einer Kapitalerhöhung zugestimmt, um den Zehn-Milliarden-Euro-Deal zu stemmen.

Der französische Präsident Emmanuel Macron hatte sich vor Kurzem auch zu Wort gemeldet: Er sei offen für die Übernahme einer französischen Bank wie Societe Generale durch einen europäischen Konkurrenten, um eine tiefere Finanzintegration der EU voranzutreiben, so Macron. Als weiterer Übernahmekandidat im europäischen Banken-Monopoly gilt der britische Finanzkonzern Standard Chartered.

Fazit

Mit dem Einstieg der Unicredit bei der Commerzbank ist der Bankenfusionsgeist aus der Flasche - auch wenn noch unklar ist, ob es wirklich zu einer italienisch-deutschen Großübernahme kommen wird. Das hindert die Börse nicht, mögliche Konstellationen durchzuspielen. Den Aktien könnte das weiter Auftrieb geben.


Commerzbank (WKN: CBK100)

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