Unicredit-Chef Andrea Orcel lässt bei nicht locker. Die Absage der BPM-Übernahme verschafft ihm neue Spielräume. Der Commerzbank-Anteil soll von 2026 an bei den Italienern konsolidiert werden.

Die italienische Großbank Unicredit hat ihr zweites großes Übernahmeprojekt, den Kauf des heimischen Konkurrenten BPM, überraschend abgeblasen. Damit verschafft sich Unicredit-Chef Andrea Orcel neue Spielräume, die Übernahme der Commerzbank gegen den Widerstand des Managements und der Bundesregierung voranzutreiben.

Erst vor zwei Wochen hatte das Mailänder Institut überraschend seine Beteiligung an der Commerzbank auf 19 Prozent verdoppelt und war damit zum größten Aktionär noch vor dem Bund aufgestiegen, der noch zwölf Prozent hält. Durch eine weitere Umwandlung von Derivaten könnte der Commerzbank-Anteil bis zum Jahresende auf knapp unter 29 Prozent wachsen.

Während Kanzler Friedrich Merz noch den feindlichen Charakter dieses Vorstoßes kritisierte, schafft der gewiefte Investmentbanker Orcel neue Fakten. Wie er bei Vorlage der Zahlen zum zweiten Quartal ankündigte, soll der Anteil an der Commerzbank vom Jahr 2026 an in der Unicredit-Bilanz konsolidiert werden.

Das Frankfurter Institut soll damit wie die deutsche Tochter HVB mit 600 bis 700 Millionen Euro zu einer tragenden Säule der Gewinnentwicklung von Unicredit gemacht werden. Mit der Beteiligung an der griechischen Alpha-Bank und dem Lebensversicherungsgeschäft will Orcel damit die Mailänder breiter und ertragsstärker aufstellen, wovon auch die Aktionäre mit höheren Dividenden profitieren sollen.

Das Mailänder Institut ist ohnehin schon eine Gewinnmaschine. Am Mittwoch erhöhte Orcel nach guten Quartalszahlen die Gewinnprognose für das laufende Jahr auf 10,5 (von zuvor 9,3) Milliarden Euro. Bis 2027 soll der Gewinn auf über elf Milliarden Euro klettern. Zwischen 2025 und 2027 sollen mindestens 30 Milliarden Euro an die Aktionäre ausgeschüttet werden, davon mindestens die Hälfte in Form von Dividenden.

Fazit

Mit einem Anteil von fast 30 Prozent überschreitet Unicredit bei der Commerzbank die Sperrminorität. Zudem können die Italiener in den Aufsichtsrat der Frankfurter einziehen und dort ihrer Interessen auch gegen den Willen des Bundes durchsetzen. Als reine Finanzbeteiligung lässt sich die Commerzbank-Beteiligung nun wirklich nicht mehr bezeichnen. Unicredit-Chef Orcel setzt seinen Durchmarsch bei den Frankfurtern geschickt und mit erstaunlicher Konsequenz fort.


Commerzbank (WKN: CBK100)

Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank AG.