Die Übernahme der Commerzbank durch die italienische Großbank Unicredit wird immer wahrscheinlicher. Jetzt bringen sich spekulative Investoren beim zweitgrößten deutschen Geldhaus in Position: Der US-Hedgefonds D.E. Shaw setzt auf kräftige Kursgewinne.
Der Hedgefonds D. E. Shaw, 1988 gegründet vom US-Informatiker David Shaw, hat sich über Derivate Zugriff auf gut fünf Prozent der Commerzbank-Anteile verschafft, wie aus einer Stimmrechtsmitteilung hervorgeht. Italiens zweitgrößte Bank Unicredit wiederum hatte sich bereits im September direkt und über Finanzderivate 21 Prozent der Anteile an der Commerzbank gesichert und zudem bei der EZB eine Aufstockung auf bis zu 29,9 Prozent der Anteil beantragt. Die Genehmigung der EZB steht allerdings noch aus. Unicredit hatte wiederholt erklärt, eine Übernahme der Commerzbank anzustreben. Würden die Italiener die 30-Prozent-Schwelle übersteigen, müssten sie allen Aktionären der Commerzbank ein Übernahmeangebot machen.
Unterdessen verteidigte die neue Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp erneut die Unabhängigkeit des Frankfurter Instituts. Auf einer Branchenkonferenz in Washington forderte sie die Vollendung der europäischen Bankenunion, bevor es weitere Konsolidierungsschritte unter den europäischen Geldhäusern geben könne. „Wir brauchen zunächst das Umfeld für eine grenzüberschreitende Konsolidierung, und das ist die Bankenunion", sagte Orlopp wörtlich. Demnach müssten zunächst die Hindernisse für den freien Kapital- und Liquiditätsverkehr innerhalb der Eurozone beseitigt werden.
Unicredit-Chef Andrea Orcel sieht das allerdings genau umgekehrt: „Eine Zusammenführung beider Banken könnte schon jetzt zu einem erheblichen Mehrwert für alle Stakeholder führen und würde einen deutlich stärkeren Wettbewerber auf dem deutschen Bankenmarkt schaffen", sagte er kürzlich gegenüber dem „Handelsblatt".
Fazit
Ob und wie Unicredit-Chef Orcel die geplante Übernahme der Commerzbank gegen den Willen der sich noch sträubenden Bundesregierung durchzieht, ist unklar. Derzeit versuchen es die Italiener eher mit Überzeugungsarbeit an allen Fronten. So lobte die Chefin der deutschen Unicredit-Tochter HVB, Marion Höllinger, die Vorzüge eines solchen Zusammenschlusses in den höchsten Tönen. „Anstelle von zwei eher kleinen deutschen Banken, wie ich Commerzbank und HVB einmal nennen will, hätten wir jetzt die Möglichkeit, eine noch schlagkräftigere Mittelstandsbank für Deutschland zu schaffen", sagte sie der „FAZ".
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.