Am 22. September 2024 hat sich der scheidende Commerzbank-Chef Manfred Knof (Bild) mit Unicredit-Chef Andrea Orcel getroffen. Die geheimnisumwitterte Zusammenkunft am Starnberger See sorgt für helle Aufregung in der Frankfurter Bank.

Denn Knof hatte sich mit Orcel getroffen, ohne dass jemand in der Bank davon wusste, und nur zwei Wochen, nachdem die italienische Großbank bei den Frankfurtern mit Übernahmeabsichten eingestiegen war. Zu dem Treffen existieren außerdem widersprüchliche Darstellungen. Der Commerzbank-Aufsichtsrat fordert Aufklärung. „Das Gremium lässt juristisch prüfen, ob es eine Pflichtverletzung war, dass Manfred Knof nichts davon gesagt hat", zitierte das „Handelsblatt" aus Finanzkreisen. „Der Aufsichtsrat ist aus allen Wolken gefallen."

Sollten Pflichtverletzungen festgestellt werden, könne dies Haftungsansprüche nach sich ziehen, falls ein Schaden entstanden sei, heißt es. Die Commerzbank erklärte lediglich, man habe von dem Treffen bislang nichts gewusst. Betriebsratschef Sascha Übel sagte gegenüber der „SZ", Knofs Treffen mit dem Unicredit-Chef sei „Verrat am Vorstand, Verrat am Aufsichtsrat und vor allem an uns, der Belegschaft".

Knof hatte sein Amt als Commerzbank-Chef bereits am 30. September 2024 an seine Nachfolgerin Bettina Orlopp übergeben. Sein Vertrag wäre ursprünglich noch bis Jahresende gelaufen. Der Ex-Chef beteuert unterdessen laut „Handelsblatt", sich nie mit Orcel verabredet zu haben. „Orcel hat sich unabgestimmt einem uns gemeinsam bekannten Bankier angeschlossen, der mit mir verabredet war", wird Knof in einem Statement zitiert. Das Treffen hat demnach in Knofs Haus am Starnberger See stattgefunden. Die Frage, warum er die Bank nicht über das Treffen informierte, ließ er unbeantwortet.

Auch über den Inhalt des Treffens gibt es widersprüchliche Darstellungen. Das „Manager Magazin" zitiert einen Unicredit-nahen Insider, demzufolge „informell aber konstruktiv über einen möglichen Zusammenschluss zwischen Commerzbank und der Unicredit-Tochter HVB gesprochen wurde". In Knofs Statement heißt es dagegen, Orcels Auftritt sei „ohne jeden Erkenntniswert" gewesen. Überzeugende Argumente sei er schuldig geblieben.

Fazit

Das mysteriöse Treffen zwischen Ex-Commerzbank-Chef Knof und Unicredit-Chef Orcel wirft viele Fragen auf. Insbesondere, warum Knof, der damals immerhin noch Vorstandschef war, den Aufsichtsrat nicht über diese brisante Zusammenkunft informiert hat, allein schon, um sich rechtlich abzusichern. Die Commerzbank-Aktie reagierte auf die Meldungen allerdings kaum. Die nächsten aktienrelevanten Nachrichten stehen in der kommenden Woche an: Die Bank legt ihren Zwischenbericht zum dritten Quartal am 5. November vor. Analysten rechnen mit insgesamt soliden Zahlen und wenig Überraschungspotenzial nach oben oder unten. 


Commerzbank (WKN: CBK100)

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