Covestro hat seine Bücher für den potenziellen Käufer geöffnet, den Ölkonzern Adnoc aus Abu Dhabi. Der stellte ein mögliche Offerte von 62 Euro je Aktie in Aussicht. Die Perspektiven der Transaktion, die Chancen für Anleger.

Die Übernahme des Kunststoffkonzerns Covestro durch den Ölriesen Adnoc aus Abu Dhabi nimmt konkrete Formen an. Covestro-Chef Markus Steilemann erklärte am Montag, es seien Transaktionsverhandlungen mit Adnoc aufgenommen worden („Confirmatory Due Dilligence"). Damit wird dem Käufer die Möglichkeit gegeben, sich das Übernahmeziel genauer anzusehen. Die Verhandlungen sind in einem solchen Fall schon weit vorangeschritten.

Der Ölkonzern habe einen Kaufpreis von 62 Euro je Aktie in Aussicht gestellt, vorbehaltlich der Ergebnisse der Buchprüfung. Die Offerte bewertet Covestro mit 11,7 Milliarden Euro, das entspricht immerhin dem 10,6fachen des operativen Ergebnisses für 2023. Die aktuelle Marktkapitalisierung von Covestro liegt bei 10,2 Milliarden Euro. „Die Gespräche sollen zügig vorangetrieben werden", sagte Steilemann. Covestro hatte im vergangenen Herbst bestätigt, dass es informelle Gespräche mit Adnoc über eine Übernahme gebe. Nun müsse eine gemeinsame Position bei der Wachstumsstrategie für Covestro gefunden werden, den Nachhaltigkeitszielen und der Betriebsvereinbarung. Covestro pocht zudem auf seine unternehmerische Eigenständigkeit. Die Verhandlungsposition des DAX-Konzerns hat sich gegenüber vergangenem Jahr verbessert: Die Chemieindustrie hat sich erholt, und auch die Gewinnaussichten haben sich verbessert.

Am Dienstag kündigte Covestro zudem ein neues Sparprogramm an. Bis 2028 sollen demnach bei den Personal- und Sachkosten Einsparungen von insgesamt 400 Millionen Euro weltweit erzielt werden. Die Beschäftigungssicherung für die deutschen Standorte wurde um weitere vier Jahre bis 2032 verlängert. Die 7000 Mitarbeiter in Deutschland sind damit vor betriebsbedingten Kündigungen geschützt.

Fazit

Die Covestro-Aktie ist am Montag in der Spitze um fast sieben Prozent auf 55 Euro geklettert, ist damit aber noch weit vom Übernahmegebot entfernt. Darin kommt  eine gewisse Skepsis des Marktes zum Ausdruck, dass der Deal zustandekommt. Mögliche Bruchstellen sind die Zugeständnisse, die Covestro noch einfordert. Und wenn Adnoc auch betont hat, dass es sich bei den 62 Euro um ein „finales Angebot" handelt, geht beispielsweise die Fondsgesellschaft Union Investment davon aus, dass die Offerte von 62 Euro je Aktie noch nicht das Ende der Fahnenstange sein muss. „Da ist noch Luft nach oben", sagte Fondsmanager Arne Rautenberg. Analysten sahen zuletzt einen potenziellen Kaufpreis von bis zu 70 Euro. Das Analysehaus Jefferies hat unterdessen seine Kaufempfehlung für die Covestro-Aktie bestätigt bei einem Kursziel von 60 Euro. Die Veröffentlichung einer Buchprüfung zeige, dass die Gespräche schon weit vorangeschritten seien.

Covestro (WKN: 606214)