Stehen Deutsche Bank, Commerzbank & Co. vor einem massiven Kollaps ihrer Zinsergebnisse? Verhagelt ein Konjunktureinbruch die Bilanz im zweiten Halbjahr? Warum die Branche zunehmend fragil wirkt und  Börsianer auf Bankaktien immer skeptischer blicken.

Die jüngsten Turbulenzen an den Märkten haben vor allem bei europäischen Bankaktien für teilweise deutliche Kurseinbrüche gesorgt. Vor allem europäische Großbanken wie Unicredit, BNP Paribas oder Santander mussten teilweise heftige Einbußen verkraften. Am stärksten erwischte es jedoch die beiden größten deutschen Institute Deutsche Bank und Commerzbank. Deren Aktien liegen trotz der jüngsten Erholung noch immer im prozentual zweistelligen Bereich im Minus.

So mussten beide Häuser im zweiten Quartal hohe Sonderbelastungen verkraften. Bei der Deutschen Bank fiel eine milliardenschwere Rückstellung für Rechtsrisiken bei der Tochter Deutsche Bank an. Und die Commerzbank kämpfte mit Zusatzkosten im Polen- und Russland-Geschäft.

Doch auch im regulären Zinsgeschäft kommen die Geldhäuser angesichts der angepeilten Zinssenkungen der Notenbanken zunehmend unter Druck. Denn die europäischen Banken haben in den vergangenen beiden Jahren vor allem von den gestiegenen Zinsen der Notenbanken profitiert. Dass die Zinsen nun aufgrund neuer konjunktureller Risiken womöglich schneller und stärker gesenkt werden müssen und dies die Ergebnisse noch mehr belastet, sorgt für eine zusätzliche Abwärtsdynamik in diesem Bereich, die mitverantwortlich ist für die jüngsten Kurseinbrüche.

Fazit

Der seit Jahresbeginn von 120 auf zwischenzeitlich fast 150 Punkte gekletterte europäische Bankenindex hat während der Börsenturbulenzen in den vergangenen Tagen kräftig Federn lassen müssen. Mittlerweile notiert er bei 134 Punkten. Das ist noch kein Drama. Dennoch kommt darin ein zunehmendes Misstrauen gegenüber den europäischen Banken zum Ausdruck. Investoren fürchten nicht nur, dass die Börsenturbulenzen den Instituten schaden könnten, sondern dass auch das Zinsergebnis der Banken mit der Zinswende der Notenbanken wegzubrechen droht. Ein massiver Einbruch ist allerdings Analysten zufolge nicht zu erwarten, wohl aber moderater Druck. Die Banken selbst betonen regelmäßig, dass sie auf dieses Szenario vorbereitet seien und auch in einem Umfeld sinkender Zinsen ihre Ertragsstärke aufrechterhalten könnten, wie Commerzbank-Chef Manfred Knof zuletzt beteuert hat. 

Commerzbank (WKN: CBK100)

Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.