Das kam unerwartet: Evotec-Chef Werner Lanthaler hat seinen Rücktritt „aus persönlichen Gründen“ erklärt. Der Vertrag des Österreichers wäre eigentlich noch bis März 2026 gelaufen. Fast 15 Jahre hatte der Manager bei dem Pharma-Wirkstoffforscher gearbeitet.

Erschöpfung nach hartem Jahr

Lanthaler begründete seine Entscheidung mit einem „extrem herausfordernden und sowohl körperlich als auch insgesamt erschöpfenden Jahr 2023“. Er könne dem Unternehmen in den nächsten Jahren „nicht bestmöglich dienen“.

Vorläufig soll Aufsichtsratsmitglied Mario Polywka das Unternehmen führen, während Evotec nach einem dauerhaften Nachfolger für den Chefposten sucht.

Aktie unter Druck

Anleger reagierten verunsichert, schließlich hatte Lanthaler seit 2009 das Hamburger Unternehmen geführt und wesentlich mitgeprägt. Der MDAX-Titel verlor zwischenzeitlich bis zu 20 Prozent.

Evotec (WKN: 566480)

Evotec-Aktionäre sind Turbulenzen gewöhnt: ein generell schwieriges Umfeld für die Branche, starker Wettbewerbsdruck und zu allem Überfluss auch noch ein Hackerangriff im Frühjahr 2023 haben dem Titel im letzten Jahr zugesetzt. Auf der Haben-Seite stehen eine aussichtsreiche Entwicklungspipeline und namhafte Partner wie Novo Nordisk.

Prognose bekräftigt

Unterdessen bestätigte Evotec die Prognose für das abgelaufene Jahr. Der Umsatz soll 750 bis 790 Millionen Euro erreichen. Beim um Sonderposten bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen sind weiterhin 60 bis 80 Millionen Euro geplant. Die Zahlen sollen am 24. April vorgelegt werden.

Neue KI-Partnerschaft

Außerdem meldete das Unternehmen eine Partnerschaft mit Owkin aus Frankreich. Das Biotech-Unternehmen setzt auf Künstliche Intelligenz bei der Entwicklung von Wirkstoffen. Evotec und Owkin wollen gemeinsam neue Produkte in den Bereichen Onkologie, Immunologie und Inflammation erforschen und entwickeln. Owkin erstellt unter anderem Prognosemodelle, um die Wirksamkeit von Wirkstoffen einzuschätzen. Ende 2021 hatte der Pharmakonzern Sanofi 180 Millionen Euro in das Pariser Start-up investiert.

Fazit

Nervenstärke, Geduld und eine gehörige Portion Spekulationsbereitschaft sind bei einem Investment in Evotec zwingend erforderlich.