Mit Spannung hatten Investoren auf die Vorlage der Evotec-Halbjahreszahlen gewartet – allerdings weniger wegen der Zahlen an sich. Dass die schwach sein würden, war nach der gesenkten Jahresprognose in der vergangenen Woche keine große Überraschung. Vielmehr erhofften sie sich einen Plan, wie der Wirkstoffforscher gedenkt, aus der Krise zu kommen.
Eine Idee hat der neue Konzernlenker Christian Wojczewski schon mal: Er zieht einen Stellenabbau in Betracht. Dabei soll es um rund 400 Arbeitsplätze weltweit gehen – das wären etwa acht Prozent der Belegschaft. Zuletzt beschäftigten die Hamburger rund 5000 Mitarbeiter.
Hohe Fixkosten
Die Hanseaten hatten in der ersten Jahreshälfte mit hohen Kosten zu kämpfen. So belasten auf hohe Fixkosten im Segment der geteilten Forschung und Entwicklung sowie der einer neuer Biologika-Anlage in Toulouse. Im ersten Halbjahr belief sich der bereinigte operative Verlust (Ebitda) auf 0,5 Millionen Euro. Vor einem Jahr hatte Evotec im selben Zeitraum noch einen Gewinn in Höhe von 33,9 Millionen Euro erzielt.
Im zweiten Quartal weitete sich der Verlust auf fast 95 Millionen Euro aus, nach knapp 15 Millionen Euro Verlust ein Jahr zuvor. Der Umsatz kletterte um rund sieben Prozent auf 182,1 Millionen Euro.
Die gesenkten Prognosen für Umsatz, operatives Ergebnis sowie Forschungs- und Entwicklungsausgaben für das Geschäftsjahr bestätigte das Management des MDAX-Konzerns.
Demnach soll der Umsatz zwischen 790 und 820 Millionen Euro liegen, für Forschung und Entwicklung will Evotec 50 bis 60 Millionen Euro ausgeben, das bereinigte Ebitda soll 15 bis 35 Millionen Euro erreichen.
Laut CEO Christian Wojczewski, der seit Anfang Juli das Unternehmen lenkt, seien Umsatz und Profitabilität im ersten Halbjahr 2024 eine größere Herausforderung als erwartet gewesen.
„Wir bewegen uns in einem schwierigeren Marktumfeld, vor allem bedingt durch die Verlangsamung der Ausgaben für frühe Phasen der Forschung und Entwicklung“, so der Firmenchef.
Nachhaltiges profitables Wachstum, mehr Produktivität, weniger Komplexität – das sind die Ziele für Evotec. Bis 2025 will das Unternehmen jährliche Einsparungen von mindestens 40 Millionen Euro schaffen.
Fazit
Die Aktie gehört mit über 70 Prozent Verlust in den letzten zwölf Monaten zu den Schlusslichtern im MDAX. Daran ändert auch die gestrige Mitteilung kaum etwas, wonach Evotec im Rahmen seiner strategischen Partnerschaft mit dem britischen Pharmakonzern Bristol Myers Squibb insgesamt 75 Millionen Dollar erhält. Zwar ist schon reichlich Negativität im Kurs eingepreist, doch ein Einstieg drängt sich nicht auf.