Die italienische Großbank Unicredit hat ihren Anteil an der Commerzbank überraschend auf 28 Prozent aufgestockt - und damit erneut die Bundesregierung verärgert, die von einer „feindlichen Attacke" sprach Die Mailänder rücken damit jedenfalls noch näher an die Grenze von 30 Prozent, aber der ein öffentliches Übernahmeangebot fällig wird. Die Commerzbank-Aktie legt zu.
Wie das Mailänder Institut am Mittwoch mitteilte, habe man die Gesamtposition an der Commerzbank von bislang 21 auf nunmehr 28 Prozent ausgebaut. Ein Drittel davon entfalle auf direkte Anteile, 18,5 Prozent auf Finanzinstrumente. Die Aufstockung stehe zudem im Einklang mit dem Ziel, die Beteiligung an der Commerzbank auf 29,9 Prozent auszubauen und unterstreiche den Glauben an einen starken deutschen Bankensektor.
Gleichzeitig betonte Unicredit, die Beteiligung sei derzeit noch als reines Finanzinvestment zu verstehen. Sie habe außerdem keine Auswirkungen auf die parallel laufende Offerte für die italienische Bank BPM.
Ein Regierungssprecher sagte laut dpa in Berlin, Unicredit gehe erneut „unabgestimmt und mit unfreundlichen Methoden" vor, was die Regierung ablehne. „Unfreundliche Attacken und feindliche Übernahmen sind im Bankensektor nicht angemessen." Der Bund als derzeit größter Aktionär unterstütze weiterhin die Commerzbank in ihrer Strategie und Eigenständigkeit. Unicredit hatte bereits im September den Teilausstieg des Bundes aus der Commerzbank genutzt, um sich bei der Commerzbank zu positionieren. Dabei hatte sie ihre Beteiligung auf 21 Prozent ausgebaut, war damit aber auf starken Widerstand der Bundesregierung, des Commerzbank-Managements und der Belegschaftsvertreter gestoßen.
Dass Unicredit inzwischen parallel eine zehn Milliarden Euro schwere Offerte für die italienische Banco BPM abgegeben hatte, rückte die Commerzbank etwas aus dem Fokus. Doch nur vorübergehend, wie sich jetzt zeigt.
Fazit
Dass Unicredit im aktuellen Umfeld die Beteiligung an der Commerzbank auf 28 Prozent aufstockt, ist ein Signal der Italiener, dass sie weiterhin auf eine Übernahme der Commerzbank hinarbeiten. Warum das Signal ausgerechnet jetzt kommt, bleibt allerdings ihr Geheimnis. Ebenso, warum sie jetzt noch stärker auf Konfrontationskurs zum Bund und damit zum zweitgrößten Aktionär der Commerzbank gehen, der nun offen von einem „feindlichen Übernahmeversuch" spricht.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.