Bei der Commerzbank überschlagen sich die Ereignisse: Die italienische Großbank Unicredit übernimmt einen Teil der Anteile des Bundes, der seinen Rückzug angekündigt hat. Das sorgt an der Börse für Fusionsfantasie, der Aktienkurs legt kräftig zu. Vorstandschef Manfred Knof hört Ende 2025 auf.

Die italienische Großbank Unicredit hat vom Bund ein Aktienpaket an der Commerzbank erworben und damit an der Börse Übernahmespekulationen befeuert. Über eine Einstieg der Italiener bei der zweitgrößten deutschen Bank war seit Jahren immer wieder spekuliert worden. Die italienische Großbank mit Sitz in Mailand ist in Deutschland bereits mit der Hypovereinsbank vertreten, die sie 2005 übernommen hat.

In einem ersten Schritt erwerben die Italiener vom Bund ein Paket von 4,49 Prozent für rund 700 Millionen Euro, so dass die Bundesbeteiligung von zuletzt 16,49 auf zwölf Prozent absinkt. Parallel dazu haben die Italiener weitere Commerzbank-Aktien am Markt erworben, so dass Unicredit nun auf neun Prozent komme, wie es heißt. Unicredit erklärte dazu am Mittwoch, man werde zusammen mit der Commerzbank Möglichkeiten zur Wertsteigerung für die Aktionäre beider Banken erörtern. Auch werde man gegebenenfalls die Genehmigung der Aufsicht für eine Aufstockung der Anteile auf über zehn Prozent einholen.

Laut einem Bericht der Financial Times soll sich die Commerzbank inzwischen „offen für Fusionsgespräche" gezeigt haben. In einer ersten Stellungnahme reagierte die Commerzbank aber zurückhaltend: „Wir haben die heutige Mitteilung der UniCredit zur Beteiligung an der Commerzbank zur Kenntnis genommen. Diese Mitteilung ist auch ein Beleg für den Stellenwert der Commerzbank und die Fortschritte, die sie erzielt hat. Vorstand und Aufsichtsrat der Commerzbank werden weiterhin im besten Interesse aller unserer Anteilseigner sowie von Mitarbeitenden und Kunden handeln."

Die Gewerkschaft Verdi hat unterdessen Widerstand gegen eine mögliche Übernahme der Commerzbank angekündigt und auf die 2005 von Unicredit übernommene Hypovereinsbank verwiesen. Damals seien tausende Stellen gestrichen und wesentliche Kompetenzen nach Mailand verlagert worden. 

Der Bund hatte vergangene Woche den Ausstieg aus seiner 16prozentigen Beteiligung an der Commerzbank angekündigt, aber die einzelnen Schritte offengelassen, insbesondere, ob die Anteile sukzessive im Markt platziert oder an einen Finanz- oder strategischen Investor verkauft werden.

Wie die Finanzagentur mitteilte, sind Anteile von 4,5 Prozent nun über ein Bookbuilding-Verfahren der Unicredit zugeteilt worden. Diese habe einen Preis über dem aktuellen Börsenwert und über allen übrigen Interessenten geboten. Der Zuteilungspreis lag bei 13,20 Euro und damit 60 Cent oder knapp fünf Prozent über dem Xetra-Schlusskurs von Dienstag. Unicredit ist damit nach dem Bund zweitgrößter Aktionär vor dem Vermögensverwalter Blackrock (sieben Prozent).

Am Dienstag Abend hatte die Bank mitgeteilt, dass Vorstandschef Manfred Knof seinen laufenden Vertrag zwar noch erfüllt, aber Ende 2025 die Bank verlässt. Ein Nachfolger/in stehe noch nicht fest. Als Favoritin gilt Finanzchefin und Vizechefin Bettina Orlopp, die auch im Aufsichtsrat großes Vertrauen genießt, wie es heißt.

Fazit

Über eine Fusion der italienischen Unicredit mit der Commerzbank ist seit Jahren spekuliert worden. Dass an der Börse nun Konsolidierungsfantasien die Runde machen, ist daher nicht verwunderlich. Für Unicredit ergäbe ein Zusammenschluss durchaus Sinn. Die Italiener sind mit der Hypovereinsbank bereits seit Jahren im deutschen Markt vertreten und wären durchaus in der Lage, nennenswerte Synergien zu heben. Wie es der Commerzbank dabei ergehen könnte, zeigt das Beispiel der 2005 von Unicredit übernommenen Hypovereinsbank, die sukzessive in den Unicredit-Konzern integriert wurde.

Die Commerzbank-Aktie hat auf die Nachricht mit kräftigen Kursgewinnen reagiert. Der Kapitalmarkt bewertet die Transaktion positiv und hält die Perspektiven der neuen Banken-Allianz für aussichtsreich. Die DZ-Bank hat ihre Kaufempfehlung für die Commerzbank-Aktie bestätigt und das Kursziel von 17,80 auf 19,60 Euro angehoben. „Die Übernahmefantasie ist zurück", erläuterte Analyst Philipp Häßler und sprach von einer „pauschalen Übernahmeprämie" von zehn Prozent. Trotz des Kurssprungs biete die Aktie für Käufer eine attraktive Bewertung.

Commerzbank (WKN: CBK100)

Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.