Der irische Billigflieger Ryanair hat Deutschland wegen hoher Standortkosten kritisiert und droht mit drastischer Kappung seines Flugangebots von und nach Deutschland. Vorstandschef Eddie Wilson forderte die Ampelkoalition ultimativ auf, Steuern und Gebühren für Airlines zu kappen. Ansonsten werde man dem „wettbewerbsunfähigen Deutschland" weiteren Schaden zufügen.

„Wenn diese extrem hohen Steuern nicht reduziert werden, wird Ryanair im Sommer 2025 weitere 1,5 Millionen Sitzplätze aus ihrem deutschen Angebot streichen", sagte Wilson einer Pressemitteilung des Unternehmens zufolge. „Deutschland wird damit zehn Prozent der Ryanair-Kapazitäten verlieren", heißt es darin wörtlich.

Deutschland sollte insbesondere die jüngste Erhöhung der Luftverkehrssteuer rückgängig machen und die Steuer ganz abschaffen. Auch die Flugsicherungsgebühren müssten gesenkt werden. Deutschland hinke wegen „horrender Luftverkehrskosten" anderen Ländern bei der Erholung der Luftfahrt nach der Corona-Krise hinterher. „Der deutsche Luftverkehrsmarkt ist zerrüttet und muss dringend saniert werden."

„Während andere EU-Märkte wie Ungarn, Italien, Polen, und Schweden ihre Luftverkehrssteuer senken oder abschaffen, ist die deutsche Luftverkehrssteuer, die kürzlich um 24 Prozenterhöht wurde, die zweithöchste in der EU und schadet der deutschen Luftverkehrsbranche", heißt es in der Ryanair-Mitteilung weiter. „Die Erholung des Luftverkehrs in Deutschland liegt weit hinter dem übrigen Europa zurück und erreicht nur 82 Prozentd des Niveaus vor Covid – das niedrigste in Europa." 

Neben der Abschaffung der Luftverkehrssteuer fordere Ryanair die Regierung auch auf, die steigenden Flugsicherungsgebühren, die sich seit 2019 verdoppelt hätten, dringend zu senken und die für Januar 2025 geplante Erhöhung der Sicherheitsgebühren um 50 Prozent aufzuschieben.

Die von Ryanair angedrohten Reduzierungen des Flugangebots würden dem Einreiseverkehr und Deutschlands Erholung nach der Covid-Pandemie weiter schaden, präzisierte Wilson seine Drohung noch einmal am Ende der Pressemitteilung, „während andere konkurrierende EU-Staaten, die viel niedrigere oder gar keine Luftverkehrssteuern und -gebühren haben, vom Wachstum des Flugverkehrs profitieren, das von dem teuren und wettbewerbsunfähigen Deutschland abgezogen wird.”

Fazit

Der irische Billigflieger hat derzeit an vielen Fronten zu kämpfen. Zu den hohen Kosten kommt der Preisverfall bei Flugtickets. Dies hatte im zweiten Quartal zu einem Gewinneinbruch um 46 Prozent auf 360 Millionen Euro geführt, deutlich stärker als Analysten erwartet hatten. Ryanair sieht auch keine Besserung: Auch im wichtigen Sommerquartal sollen die Ticketpreise trotz hoher Nachfrage deutlich unter denen des Vorjahres liegen. Analysten warnen vor einem „erheblichen Abwärtsrisiko" für die Aktie. Seit April hat sie rund ein Drittel ihres Wertes verloren.

Sollte die nach Passagierzahlen größte europäische Airline Ryanair ihre Preisgestaltung jetzt noch aggressiver gestalten, wird das wohl auch negative Folgen für andere große europäische Airlines haben, etwa die Lufthansa. Die Lufthansa-Aktie hat seit Jahresbeginn ebenfalls rund ein Drittel ihres Wertes verloren.

Ryanair (WKN: A1401Z)