Die Reiselust ist zurück – und das mit Macht. Das zeigen die Zahlen fürs Geschäftsjahr 2022/23 von TUI, die am Mittwoch veröffentlicht wurden. Der größte Reiseveranstalter der Welt hat mehr Umsatz gemacht als jemals in seiner Geschichte. Und: Der Konzern schreibt erstmals seit der Coronakrise wieder schwarze Zahlen.
Der Umsatz stieg um rund ein Viertel von 16,54 Milliarden Euro auf 20,66 Milliarden. Zu dem Rekordergebnis trugen auch höhere Preise bei. Der Gewinn vor Steuern (Ebt) machte einen Sprung von minus 146 Millionen Euro auf plus 551 Millionen. Auf die Aktionäre entfiel ein Überschuss von 306 Millionen nach einem Minus von 277 Millionen ein Jahr zuvor. Vorstandschef Sebastian Ebel nannte das Ergebnis einen „Etappenerfolg“.
Denn es soll weiter nach oben gehen, wenn auch nicht im bisherigen Tempo: Der Vorstand gab einen optimistischen Ausblick aufs laufende Geschäftsjahr ab und rechnet mit zehn Prozent Umsatzwachstum. Das bereinigte Ebit – der Gewinn vor Steuern und Zinsen abzüglich einmaliger Sondereffekte – soll sogar um mindestens 25 Prozent zulegen. Bei der Prognose seien wirtschaftliche Unsicherheiten und der Konflikt im Nahen Osten berücksichtigt, betonte das Management.
Die TUI-Aktie gab ein deutliches Lebenzeichen von sich. In der Spitze bis zu elf Prozent höher notierte sie nach der Veröffentlichung der Zahlen. Sie ließ die 100-Tage-Linie hinter sich und sprang auf das höchste Niveau seit August.
Entsprechend positiv fielen die Reaktionen von Analysten aus. Richard Clarke von der Investmentbank Bernstein lobte den positiven Ausblick. Das TUI-Management sei beim operativen Ergebnisausblick um sieben Prozent optimistischer als der Marktkonsens. Mittelfristig seien die Steigerungsraten zwar etwas schwächer, doch die längerfristigen Ziele würden wohl mehr als erfüllt, wenn ein gutes Jahr 2024 eine hohe Basis lege.
Die Entwicklung der Barmittel sieht besser aus als erwartet, erklärte Analyst Christan Nedelcu von der UBS. Die günstige Bewertung der Aktie sowie die deutlich gesunkene Verschuldung unterstrich Jefferies-Analyst James Wheatcroft. Trotz des Lobes: Angesichts des Kurssprung beließen die Experten ihre Ratings auf „Hold“ bzw. „neutral“.
Derweil denken die TUI-Verantwortlichen neun Jahre nach dem Umzug an die Londoner Börse über eine Rückkehr nach Deutschland nach. Hierzulande würde den Hannoveranern der Einzug in den MDAX winken. Der Konzern hatte nach der Fusion der TUI AG mit der britischen TUI Travel 2014 die Notiz nach London verlegt. Der Handel mit der Aktie hat sich aber in den vergangenen Jahren immer mehr nach Deutschland verschoben, wo er überwiegend im Freiverkehr über die Bühne geht. Auch die Anleger kommen zunehmend aus Deutschland. Ein Beschluss über den Umzug könnte schon bei der nächsten Hauptversammlung am 13. Februar 2024 fallen.