Nach den existenzbedrohenden Jahren der Pandemie soll es jetzt kontinuierlich aufwärts gehen. Dabei hilft dem Reisekonzern Tui nicht nur die Insolvenz des Konkurrenten FTI – die Buchungen beim Marktführer sind seither sprunghaft angestiegen. Tui will auch das lukrative Geschäft mit Hotel deutlich ausbauen.
Derzeit gehören 424 Häuser zum Hannoveraner Konzern, die unter Namen wie Tui Blue RIU, Tui Suneo, Robinson oder der neuen Luxusmarke The Mora vermarktet werden. 499 Millionen Euro Umsatz brachte das Hotelgeschäft im Halbjahr von Oktober 2023 bis März 2024. Die Marge dürfte bei 25 bis 30 Prozent liegen.
Mittelfristig soll die Zahl der Hotels auf 600 ausgebaut werden. Tui-Vorstand Peter Krueger, zuständig für Strategie und das Geschäft mit Hotels, Kreuzfahrten und Reiseaktivitäten, sagte dem „Handelsblatt“, das sehe zwar wie ein großer Sprung aus. „Aber im Moment kommen pro Quartal mehr als zehn neue Hotels in unser Portfolio. Insofern ist es mehr als realistisch, dieses Ziel auch mittelfristig zu erreichen.“ In Vietnam etwa eröffne der Konzern einen neuen Robinson-Klub und besitzt nebenan noch ein Grundstück.
Eine eigene Insel
Möglicherweise erwirbt der Konzern auch eine eigene Insel. Konkrete Pläne existieren noch nicht, aber es gibt dafür Vorbilder aus der Kreuzfahrtbranche, in der die Hannoveraner mit Tui Cruises ja aktiv sind. Joint-Venture-Partner Royal Caribbean etwa besitzt zwei Inseln, eine auf den Bahamas, eine vor Haiti. Auch Norwegian Cruise Line, Holland America oder Princess Cruises haben Inseln oder Teile davon erworben. Den Veranstaltern geht es darum, den Gästen auch echte Strandtage zu ermöglichen. Nur am Pool des Ozeanriesen zu liegen reicht vielen Kreuzfahrern nicht mehr.
Auf diesen Inseln Hotels zu errichten wäre ein neuer Ansatz. Der zur Strategie des Tu-Managements passen würde: Die einzelnen Bestandteile einer Reise sollen künftig weniger als Pauschalpakete verkauft werden, sondern stärker als Einzelprodukte.
Daneben will der Konzern auch die Zahl der Kunden erhöhen. Bislang verkauft Tui rund 20 Millionen Ferienreisen pro Jahr vorwiegend in Deutschland, Großbritannien, Benelux und Nordeuropa. Nun stehen die USA auf dem Plan, wo Tui schon im Hotelgeschäft vertreten ist. Für die Karibik und Mexiko sei das ein starker Markt, so Krueger.
Fazit
Die Staatshilfe aus Pandemiezeiten hat der Touristikriese mittlerweile mit Zinsen zurückgezahlt. Und die Nettoschuld sinken. Ende des zweiten Quartals waren es noch 3,1 Milliarden Euro, 1,1 Milliarden weniger als ein Jahr zuvor. Die Aktie gewann am Mittwoch rund zwei Prozent.