Anleger sind bei Evotec ja inzwischen einiges an Kummer gewohnt – sollte man meinen. Die jüngste Gewinnwarnung von gestern Abend war dennoch ein Schock. Im Xetra-Handel verliert die Evotec-Aktie rund 35 Prozent. „Wir stehen vor Herausforderungen, die dringend angegangen werden müssen“, so Vorstandschef Christian Wojczewski laut Pressemitteilung.
Der seit Juli amtierende Vorstandschef zeigte sich aber überzeugt, dass die Neuausrichtung der Prioritäten mit einer verfeinerten Prognose der Ausgangspunkt sei, um das Vertrauen wiederherzustellen.
Umsatzprognose gekürzt
Vor dem Hintergrund hoher Kosten und bislang enttäuschender Umsätze senkte der Wirkstoffforscher die Umsatzerwartung für das laufende Geschäftsjahr auf 790 bis 820 Millionen Euro. Damit soll sich das Wachstum im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich bewegen. Zuvor hatten die Hanseaten ein niedriges zweistelliges prozentuales Wachstum erwartet. 2023 hatte Evotec 781,4 Millionen Euro umgesetzt.
Weniger Gewinn
Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll deutlich geringer ausfallen als ein Jahr zuvor. Er wird dem Unternehmen zufolge 15 bis 35 Millionen Euro erreichen, was gegenüber dem 2023er-Wert von 66,4 Millionen Euro ein mittlerer zweistelliger prozentualer Rückgang wäre. Bislang hatte Evotec ein mittleres zweistelliges prozentuales Wachstum in Aussicht gestellt.
Mit den Zielen verfehlen die Hanseaten die Prognosen der Analysten. Diese hatten im Durchschnitt laut Bloomberg ein Umsatzplus auf gut 882 Millionen Euro erhofft und beim bereinigten operativen Ergebnis einen Anstieg auf über 86 Millionen Euro erwartet.
Indes verschieben die Hamburger einen für den 10. Oktober geplanten Kapitalmarkttag. Erst mal will das Unternehmen einen neuen Mittelfristplan schmieden. Das sorgt nicht unbedingt für Vertrauen – auch Analyst Charles Weston von der kanadischen Bank RBC bemängelte in einer ersten Reaktion die bereits beschädigte Glaubwürdigkeit des Managements, die weiteren Schaden nähme.
Fazit
Die Talfahrt beschleunigt sich. Anleger fassen den Titel nicht mit der Kneifzange an, bis klar ist, wie das Management das Unternehmen wieder auf Kurs bringen will. Am 14. August will Evotec den Halbjahresbericht vorlegen.
