Briefe dürfen jetzt drei Tage unterwegs sein, bis sie ihr Ziel erreichen. Länger braucht auch die Deutsche Post, die seit Kurzem als DHL Group firmiert, bis ihr Geschäft wieder ins Laufen kommt. Im ersten Quartal sank das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) auf 1,3 Milliarden Euro, rund 20 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Das zweite Quartal soll auf tendenziell ähnlichem Niveau verlaufen, kündigte Finanzchefin Melanie Kreis an.
Um Tempo in die Erholung zu bringen, forderten Fondsgesellschaften auf der Hauptversammlung am vergangenen Freitag die Abspaltung des Deutschlandgeschäfts. Im hiesigen Brief- und Paket-Business legte der Umsatz im Quartal um 1,6 Prozent zu, was vor allem auf das vom Onlinehandel getriebenen Paketvolumen zurückzuführen ist.
Geringer Börsenwert
„Fraglich ist, ob die Deutsche Post auch künftig noch der richtige Eigentümer der Post und Paket Division ist,“ erklärte Hendrik Schmidt von der DWS. Deka-Vertreterin Cornelia Zimmermann fragte laut „Handelsblatt“ den Vorstand: „Halten Sie einen Spin-off des Deutschlandgeschäfts für möglich und sinnvoll?“ Investoren stören sich vor allem am geringen Börsenwert der DHL. Verglichen mit Konkurrenten wie Fedex, UPS oder Kühne + Nagel ist kommt sie gerade mal auf die Hälfte.
Konzernchef Tobias Meyer treibt etwas anderes um: Ein neues Postgesetz sei „zwingend notwendig“, erklärte er. Der neue Tarifvertrag für die Deutschland-Division kostet den Konzern jährlich rund 400 Millionen Euro. Mit Portoerhöhungen ist das kaum zu finanzieren, der Spielraum dafür ist äußerst begrenzt. Daher sagte Meyers eine Aufspaltung zwar erst mal ab, verband das aber mit der Forderung nach einer Gesetzesreform.
Schleppender Welthandel
Sorgen bereitet auch das internationale Geschäft. Der Betriebsgewinn bei Expresszustellungen sank um fast ein Drittel. Ähnlich schlecht schnitt das Frachtgeschäft wegen sinkender Frachtraten ab. Die Post, respektive DHL leidet bei ihren internationalen Aktivitäten unter dem anhaltend trägen Welthandel. „Wie befinden uns in einer ungewöhnlich langen Phase mit geringer Dynamik im Welthandel“, erklärte Meyer.
Der Konzern rechnet im ersten Halbjahr daher mit einem Ebit unterhalb des Vorjahres. Im zweiten Halbjahr sollen dann aber Dynamik und Ergebnis zulegen. Meyer hatte eine Prognose von 6,0 bis 6,6 Milliarden Euro ausgegeben, in etwa das Niveau des Vorjahrs, als DHL 6,3 Milliarden einfuhr. Die bekräftige er am Dienstag. Das Rekordniveau von 2022, als im Tagesgeschäft 8,4 Milliarden verdient wurden, bleibt vorerst weit entfernt. Immerhin hat der Konzernchef für 2026 ein Ergebnis zwischen 7,5 und 8,5 Milliarden Euro in Aussicht gestellt.
Goldman Sachs hatte bei der Bilanz mit noch schlechteren Zahlen gerechnet. Die Investmentbank bewertet die Aktie mit „Buy“ und gibt ein Kursziel von 51 Euro aus. UBS ist weniger optimistisch und belässt den Titel auf „neutral“ mit Kursziel 41 Euro.