Das Vorhaben der Europäischen Union, Strafzölle auf Elektroautos aus China zu erheben, ist umstritten. Mercedes-Chef Ola Källenius appelliert für eine Verschiebung. Die Zölle würden nicht helfen, zudem wachsen Sorgen vor Gegenmaßnahmen. Derweil stehen bei Mercedes in dieser Woche die Quartalszahlen an.
Seit 2019 führt Ola Källenius den Autobauer Mercedes-Benz. Die von der EU geplanten Zölle auf Elektroautos aus China sieht er zumindest aktuell weiter kritisch. „Wir brauchen mehr Freihandel statt neuer Handelshemmnisse. Deshalb ist eine Lösung wichtig, die sowohl der EU als auch China gerecht wird“, äußerte sich der gebürtige Schwede gegenüber der Zeitung "Bild". Weil eine solche Zeit Lösung brauche, wirbt Källenius dafür, die Umsetzung der Zölle zu verschieben. Doch es besteht Eile: Ab November kann die EU die Strafzölle erheben.
Deutsche Hersteller selbst betroffen
Die EU-Staaten reagieren mit den Abgaben auf die aus ihrer Sicht unfairen Subventionen, die chinesische Hersteller in der Heimat erhalten. Elektroautos aus China sollen daher mit Sonderzöllen von bis zu 35,3 Prozent belegt werden. Der Höchstsatz wird unter anderem auf Fahrzeuge des staatlichen chinesischen Automobilkonzerns SAIC fällig. Betroffen sind jedoch nicht nur Hersteller aus dem Reich der Mitte: Die Zölle gelten beispielsweise auch für in China produzierte Fahrzeuge deutscher Autobauer oder die dort gefertigten Autos des US-Rivalen Tesla. Allerdings sind die Zölle hierbei niedriger.
Neben entsprechenden Zöllen auf ihre Fahrzeuge fürchten VW, Mercedes & Co auch Gegenmaßnahmen seitens der Regierung in Peking. Zudem drängen chinesische Hersteller mitunter bereits nach Europa, um hier Produktionsstandort aufzubauen und die Zölle so zu umgehen.
"Manche sagen, dass China bei Elektromotoren viel besser abschneidet als wir. Deutsche Unternehmen brauchen sich vor dieser Konkurrenz aber nicht zu fürchten", erklärte Bundeskanzler Olaf Scholz zuletzt. Er bekräftigte die deutsche Haltung gegen die Zölle.
Erste Zahlen nach Prognosesenkung
Zum Abschluss der Handelswoche steht Ola Källenius dann erneut im Fokus: Am Freitag legt Mercedes-Benz seine Ergebnisse zum dritten Jahresviertel vor. In den drei Monaten bis Ende September hat der Konzern 503.600 Pkw abgesetzt, ein Prozent weniger als vor einem Jahr. Analysten erwarten die Erlöse rund 1,7 Prozent niedriger, der Gewinn soll jedoch deutlich eingebrochen sein. Zuletzt verkauften die Stuttgarter deutlich weniger ihrer hochpreisigen Modelle.
Wegen eines schlechteren makroökonomischen Umfeldes und einer ausbleibenden Verbesserung im Absatzmix senkte der Konzern Mitte September seine Jahresziele, sieht die bereinigte Umsatzrendite im PKW-Geschäft nur noch bei 7,5 bis 8,5 Prozent. Zuvor peilte das Management zehn bis elf Prozent an. Konzernweit rechnet Mercedes-Benz inzwischen mit einem deutlichen Rückgang des Vorsteuerergebnisses (Ebit) gegenüber Vorjahr.
Fazit
Das Geschäft mit Elektroautos läuft für die deutschen Hersteller aufgrund schwächelnder Nachfrage mühsam. Dass Zölle auf Stromer aus China daran maßgeblich etwas ändern, erscheint momentan eher unwahrscheinlich. Bei Mercedes-Benz selbst dürfte nach der gesenkten Prognose viel Negatives eingepreist sein, größere Kurstreiber zeichnen sich aktuell aber auch nicht ab.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Mercedes-Benz.