Die italienische Großbank Unicredit will die ebenfalls italienische Banco BPM für rund zehn Milliarden Euro übernehmen. Das setzt der Commerzbank-Aktie zu, die am Montag bis zu sieben Prozent verliert. Die BPM-Akte setzt dagegen zum Höhenflug an.
Unicredit hatte sich zuletzt mit mehr als 20 Prozent an der Commerzbank beteiligt und eine Komplettübernahme des Frankfurter Instituts angestrebt. Doch die Commerzbank unter Führung von Vorstandschefin Bettina Orlopp wollte von einer Übernahme nichts wissen und hatte ihre Eigenständigkeit betont. Auch der Bund, der noch rund zwölf Prozent an der Commerzbank hält, lehnte eine Übernahme durch Unicredit ab. Der neue Bundesfinanzminister Jörg Kukies sagte in der ARD, dass Unicredit nun vorerst von einer möglichen Commerzbank-Übernahme wohl ablasse.
Unicredit hatte am Montag das Übernahmeangebot für BPM vorgelegt. Sie bietet den BPM-Aktionären 0,175 eigene Aktien je Anteil. Das Umtauschverhältnis entspricht einem Angebotswert von 6,67 Euro pro Aktie, was einen Aufschlag auf den Schlusskurs der BPM-Aktie vom Freitag von etwa 0,4 Prozent bedeuten würde. Für die Offerte müsste Unicredit ihr Kapital um 16 Prozent erhöhen. Der Börsenwert der BPM liegt derzeit bei rund zehn Milliarden Euro, Unicredit hat eine Marktkapitalisierung von 62 Milliarden Euro. Unicredit will mit der Übernahme der Banco BPM den Angaben zufolge ihre Position als zweitgrößte italienische Bank hinter Intesa Sanpaolo festigen. Unicredit und BPM würden sich regional gut ergänzen. Daraus ergäben sich Einspareffekte von jährlich 900 Millionen Euro, bei Integrationskosten von einmalig zwei Milliarden Euro.
„Europa braucht stärkere, größere Banken, die ihm bei der Entwicklung seiner Wirtschaft helfen und ihm helfen, mit den anderen großen Wirtschaftsblöcken zu konkurrieren", begründete Unicredit-Chef Andrea Orcel die Offerte für BPM. Gleichzeitig bekräftigte er, dass Unicredit niemals zwei Banken zur gleichen Zeit integrieren werde. Vorerst gehe es bei der Commerzbank nur darum, dass diese ihre Performance verbessere, sagte Orcel. Die Beteiligung an der Commerzbank sei einstweilen ein Investment. „Wir können darauf eine Weile sitzen bleiben."
Fazit
Was der Unicredit-BPM-Deal für die Commerzbank bedeutet, lässt sich allein schon an der Kursreaktion ablesen - auch wenn die italienische Binnen- Transaktion erst noch zustandekommen muss. Fest steht, dass ein solch milliardenschweres Vorhaben die Mailänder Großbank erst einmal beschäftigen wird. Dass man nicht zwei derartige Projekte parallel vorantreiben werde, hat auch Unicredit-Chef Andrea Orcel bekräftigt - und sieht die Commerzbank nun als Finanzinvestment mit Wertsteigerungspotenzial. Die Commerzbank-Aktie hat zuletzt vor allem von der Übernahmefantasie deutlich profitiert. Dieser Kurstreiber dürfte jetzt erst einmal wegfallen.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.