Bei der Entwicklung eines Medikaments zu Behandlung von Multipler-Sklerose erleidet Merck einen weiteren Rückschlag. Wie der deutsche Pharma-Konzern am Dienstagabend mitteilte, verfehlte das Präparat in der Phase-III-Studie die primären Endpunkte in Bezug auf Wirksamkeit und Sicherheit. Die Aktie bricht deutlich ein.

Im Rennen mit Sanofi, Roche und Novartis schien es bislang so, als hätte Merck mit dem Medikament „Evobrutinib“ die Nase vorne. Nun musste das Darmstädter Unternehmen einräumen, dass das Präparat in den beiden finalen Studien bei Patienten mit schubförmiger Multipler-Sklerose keine ausreichende Wirksamkeit gezeigt habe. Noch im Oktober hatte sich Merck-CEO Belen Garijo zuversichtlich gezeigt, Evobrutinib habe Blockbuster-Potenzial, könne also über eine Milliarde Euro Umsatz für das Unternehmen generieren.

Noch optimistischer war Thibault Boutherin, Analyst bei Morgan Stanley. Er hatte in der Spitze Umsätze von bis zu 2,5 Milliarden Euro prognostiziert. In einer Notiz zu den gescheiterten Studien vom Dienstag sieht Boutherin nun Herausforderungen für die Gesundheitssparte von Merck. Diese könnten dazu führen, dass bis 2027 kaum Umsatzwachstum verbucht und die Profitabilität belastet werde.

Bereits im April hatten sich Probleme bei Evobrutinib abgezeichnet, als die US-Gesundheitsbehörde FDA dem Konzern untersagt hatte, neue Patienten in eine Studie zu dem Medikament aufzunehmen. Merck hatte seinerzeit erklärt, der Beschluss fuße auf Laborergebnissen, die auf eine durch das Präparat ausgelöste Leberschädigung hindeuten. Allerdings hätten die betroffenen Patienten keine Symptome aufgewiesen und auch keine medizinische Behandlung benötigt.

Merck (WKN: 659990)

Die Aktie der Darmstädter bricht am Mittwochmorgen in Xetra-Handel um fast 14 Prozent ein. Damit notiert der Kurs nahe dem Ende Oktober markierten 52-Wochen-Tief von 135 Euro. Die nach der Erholung im November aufkeimende Hoffnung, den seit Ende 2021 gültigen Abwärtstrend zeitnah auflösen zu können, hat sich damit fürs Erste zerschlagen.

Fazit

Nach dem herben Rückschlag bei Evobrutinib dürfte die Abhängigkeit des Konzerns von den Krebsmedikamenten "Bavencio" und "Erbitux", den Wachstumstreibern im Portfolio, weiter anhalten. Im dritten Quartal steuerten die Präparate 20 Prozent der Pharma-Umsätz bei. Charttechnisch deutet bei der Aktie wenig auf ein baldiges Ende des Abwärtstrends hin.

In einer früheren Version des Artikels hieß es fälschlicherweise, dass Merck das Krebsmedikament „Keytruda“ und den Impfstoff „Gardasil“ im Portfolio habe.