Aus Sorge vor einer  Schuldenkrise in Frankreich geht es mit europäischen Bankaktien rasant abwärts. Auch Deutsche Bank und Commerzbank müssen Federn lassen - letztere verliert bis zu sechs Prozent. Die Wochenverluste französischer Institute  wie BNP Paribas und Societe Generale summieren sich auf zwölf bis 16 Prozent.

Investoren befürchten, dass es bei einer Regierungsübernahme der rechtsgerichteten Gruppierung RN der Politikerin Marine Le Pen zu Verwerfungen am Staatsanleihenmarkt und zu einer neuen Staatsschuldenkrise in Frankreich kommen könnte. Davon wären Banken besonders betroffen, auch weil sie aus regulatorischen Gründen viele Staatsanleihen ihres Landes halten. Bei den Europawahlen hatte der RN mit 31,4 Prozent mehr als doppelt so viele Stimmen geholt wie das Regierungsbündnis von Präsident Emmanuel Macron (14,9 Prozent), der daraufhin für 30.6. und 7.7. Neuwahlen ausgerufen hat.

Frankreichs Finanzminister Bruno Le Mair hat am Freitag laut Nachrichtenagentur Reuters im französischen Rundfunk vor einer Finanzkrise in der zweitgrößten Volkswirtschaft der EU gewarnt und damit die Sorgen weiter angefacht. Die Renditen französischer Staatsanleihen haben seit Wochenbeginn kräftig angezogen. Die US-Ratingagentur S&P hatte am Donnerstag angesichts möglicher negativer Auswirkungen der politischen Entwicklung in Frankreich das Rating des Landes in Frage gestellt.

Bankaktien setzen am Freitag ihre Talfahrt fort. Der französische Branchenprimus BNP Paribas hatte bereits zu Wochenbeginn nach Bekanntgabe der Neuwahlen bis zu zehn Prozent eingebüßt. Am Freitag ging die Talfahrt weiter, von der auch andere französische Großbanken wie Societe Generale und Credit Agricole erfasst wurden, die weitere drei bis fünf Prozent einbüßten.

Fazit

Das Analysehaus Jefferies sieht den Kursrutsch bei BNP Paribas als Kaufchance und hat das Kursziel für den französischen Bankenprimus von 88 auf 95 Euro angehoben. Auch Credit Agricole wird zum Kauf empfohlen.

Die Kursturbulenzen bei den Finanzhäusern dürften aber längst noch nicht ausgestanden sein. Denn wie ernst die Lage in Frankreich ist, lässt sich derzeit nur schwer sagen. Dass der französische Finanzminister vor einer Finanzkrise warnt und die ohnehin schon große Unruhe an den Märkten noch weiter anfacht, ist ein ungewöhnlicher Schritt. Was immer ihn dazu bewogen hat, es lässt nichts Gutes ahnen.


Commerzbank (WKN: CBK100)

Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.