Die Aktie der Sendergruppe springt am Mittwoch zweistellig nach oben. Auslöser ist ein italienischer Medienbericht, wonach der Großaktionär MediaForEurope (MFE) einen milliardenschweren Kredit für eine Übernahme verhandelt.
MFE gehört zur Holding der Familie des ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi und ist der größte TV-Anbieter in Italien und Spanien. Die Gruppe hält bereits knapp 30 Prozent an ProSiebenSat1. Laut der Zeitung „Il Messagiero“ führt sie derzeit Gespräche mit Banken über einen Kredit von insgesamt 3,4 Milliarden Euro. Das Ziel des Kredits und Details wurden nicht genannt. Gerüchte um ein Übernahmeangebot der Italiener für die Münchner TV-Gesellschaft halten sich jedoch seit langem. Zuletzt sorgten sie im Oktober für einen Kurssprung um sieben Prozent.
Nun werden die Pläne aber womöglich konkret. Laut der Zeitung habe die Berlusconi-Holding Unicredit um eine Zusage bis Donnerstag gebeten, rechne jedoch damit, das Geld erst im kommenden Jahr zu brauchen. Jeweils 567 Millionen Euro würden Deutsche Bank, BNP Paribas, Intesa San Paolo, Banco BPM und BPER Banca zu dem Übernahmekredit beitragen. MFE wollte den Bericht nicht kommentieren.
Die Höhe des Kredits deutet den Spielraum nach oben an. ProSiebenSat.1 ist an der Börse derzeit etwa 1,1 Milliarden Euro wert und hat darüber hinaus Schulden in Höhe von 1,6 Milliarden Euro.
Der Konzern steckt mitten in einer strategischen Umstrukturierung. Randgeschäfte wie das Vergleichsportal Verivox, die Kosmetikplattform Flaconi oder die Datinplattform Parship Meet sollen verkauft werden, um Schulden abzubauen. Beobachter sehen dies als Reaktion auf den Druck der Berlusconi-Familie, die seit längerem einen strikten Fokus auf das Kerngeschäft fordert.
MFE hat in den letzten Monaten die Beteiligung systematisch ausgebaut. Mit 29,99 Prozent liegt sie knapp unterhalb der Übernahmeschwelle. Überschreitet sie die 30 Prozent, müsste den restlichen Aktionären ein Pflichtangebot gemacht werden. Anschließend könnte ProSiebenSat.1 von der Börse verschwinden.