Die hoch verschuldete Baywa hat einen Sanierungsgutachter beauftragt – als Reaktion auf die „angespannte Finanzierungslage“, wie der Konzern am Freitag nach Börsenschluss mitteilte. Der Vorstand geht davon aus, dass die Finanzsituation nachhaltig gestärkt werden könne – die Börse teilt diesen Optimismus nicht. Der SDAX-Titel schmiert um über 30 Prozent ab.
Auf fast 5,6 Milliarden Euro Schulden kam der Agrarhandels- und Energiekonzern zum Ende des ersten Quartals – davon 5,1 Milliarden Euro langfristige Schulden. Das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) berichtet, dass Sanierungsberater von Roland Berger mit der Erstellung eines Gutachtens beauftragt worden seien.
Laut RND soll zudem auf Druck der Banken rasch ein so genannter Chief Restructuring Officer in die Konzernführung einziehen, was in der Finanzszene als Alarmsignal für eine angespannte finanzielle Lage gelte.
Auf der Hauptversammlung im Juni hatte CEO Marcus Pöllinger bereits angekündigt, dass man die Eigenkapitalquote stärken, sich von Beteiligungen trennen und keine Dividenden für das Geschäftsjahr 2023 ausschütten werde. Zudem sollen Stellen abgebaut werden.
Die Eigenkapitalquote war zum Jahresende 2023 von 14,7 Prozent auf 13,7 Prozent gesunken. Obwohl die Baywa 2023 fast 24 Milliarden Euro umgesetzt hatte, hatte der Mischkonzern einen Verlust von 93,4 Millionen Euro eingefahren, was das Unternehmen mit dem Preisverfall bei Agrarrohstoffen und Solarmodulen, der hohen Steuerquote und der stark gestiegenen Zinslast erklärte. Auch im Baugeschäft hatte die Baywa Rückgänge verzeichnen müssen.
Das Solarhandelsgeschäft hatte die Firma im vergangenen Jahr bereits verkaufen und mit dem Erlös die Schuldenlast reduzieren wollen. Das Projekt scheiterte aber an den offenbar zu hohen Preisvorstellungen. Erst 2025 soll es nun soweit sein.
Der ehemalige Vorstandschef Klaus Josef Lutz, der bis Ende März 2023 im Amt war und 15 Jahre lang das Unternehmen geführt hatte, hatte die internationale und zu großen Teilen schuldenfinanzierte Expansion der Baywa vorangetrieben. Erschwerend kommt hinzu, dass 2025 ein Milliardenkredit fällig wird.
Fazit
Operativ läuft es schlecht, auch im ersten Quartal des laufenden Jahres sanken Umsatz und Ergebnis. Der Schuldberg ist enorm, und der geplante Verkauf von Geschäftsbereichen könnte schwierig werden – siehe Solarhandelsgeschäft. Kein Wunder, dass sich der SDAX-Titel im letzten Jahr auf Talfahrt begeben hat. Auf 57 Prozent beläuft sich das Minus auf Sicht von zwölf Monaten – und es könnte noch schlimmer werden.