Mit einer AdHoc-Meldung gibt das Unternehmen schon rund vier Wochen vor dem Halbjahresbericht bekannt: Die bisherigen Jahresziele sind nicht zu halten. Vorläufige Ergebnisse und die Aussichten für die kommenden Monate machen eine Anpassung der Prognose erforderlich. Investoren ergreifen die Flucht. 

Der SDAX-Wert CompuGroup Medical (WKN: A28890), Anbieter von Software für das Gesundheitswesen, muss bei den Jahreszielen nachjustieren: Statt eines Umsatzwachstums von vier bis sechs Prozent trauen sich die Koblenzer bestenfalls Umsätze auf Niveau des Vorjahres zu, am unteren Ende der neuen Prognose droht sogar ein Rückgang um zwei Prozent. Grund für die Abweichung seien deutlich geringere nicht wiederkehrende Umsätze, zudem verlangsame sich der Verkauf zusätzlicher Module und Dienstleistungen. Obendrauf soll die zweite Implementierungsphase der Regierungsinitiative Ségur in Frankreich nicht wie geplant in diesem Jahr, sondern erst 2025 beginnen.

Im abgelaufenen Jahresviertel bekam das Unternehmen bereits Schwäche zu spüren. Vorläufige Ergebnisse sehen die Umsätze des zweiten Quartals bei 277 Millionen Euro und damit neun Prozent unter Vorjahr. Den vollständigen Bericht zum ersten Halbjahr soll es am 8. August geben.

Gewinnwarnung obendrauf

Zu den schwächeren Umsätzen kommen höhere Investitionen, vor allem in künstliche Intelligenz sowie datenbasierte und patientenzentrierte Lösungen. Daher passt das SDAX-Mitglied auch seine Ergebnisprognose (bereinigtes Ebitda) an. Statt 270 bis 310 Millionen Euro soll dieses nur noch bei 220 bis 250 Millionen Euro liegen.

Compugroup (WKN: A28890)

Aktie verliert über 30 Prozent

Investoren wurden von der Umsatz- und Gewinnwarnung auf dem falschen Fuß erwischt und reagierten entsetzt. Im Tradegate-Handel steht bei den Papieren aktuell ein Kurseinbruch um mehr als 30 Prozent, die Aktie kostet momentan so viel wie zuletzt Ende 2014. 

Fazit

Investoren sind schockiert über Entwicklung und Aussichten beim Geschäft der Koblenzer. Die Digitalisierung des Gesundheitswesens ist zweifellos ein spannender Markt, profitieren kann das Unternehmen davon aber weniger als erwartet. Mehr Klarheit dürfte die Vorlage des Halbjahresberichts am 8. August bringen.