Kursdrama bei Mutares: Der US-Leerverkäufer Gotham City kritisiert die Bilanzierungspraxis des Münchner Finanzinvestors - und vermutet eine Art Schneeballsystem. Die SDAX-Aktie bricht daraufhin bis zu 28 Prozent ein.
Bei der Münchner Beteiligungsgesellschaft Mutares ist es erneut zu einem Kurssturz gekommen. Auslöser war ein 54seitiger Bericht des US-Shortseller Gotham City, in dem Unregelmäßigkeiten in der Mutares-Bilanz behauptet werden. Mutares wies die Vorwürfe umgehend zurück. Die Aktie brach dennoch am Donnerstag in der Spitze um 28 Prozent ein und setzte auch am Freitag ihre Talfahrt fort.
Mutares wies in einer ersten Stellungnahme die Vorwürfe zurück und erklärte, die Fakten würden „irreführend dargestellt und mit Behauptungen, Vermutungen und Unterstellungen versehen, um die Sachlage zu verzerren". Das Geschäft werde in den Abschlüssen vollständig und korrekt dargestellt.
Am Freitag hat Mutares außerdem mitgeteilt, den Vertrag mit Vorstandschef mit Robin Laik vorzeitig um weitere fünf Jahre bis Ende 2029 zu verlängern. Laik hat das Unternehmen 2008 gegründet und ist gemeinsam mit seiner Familie mit über 25 Prozent größter Einzelaktionär von Mutares.
Gotham City selbst erklärte, dass man rund 1,1 Prozent der Mutares-Aktien geshortet habe und auf fallende Kurse wette. Der Leerverkäufer hatte schon einmal im Jahr 2017 Aufsehen erregt durch eine Short-Attacke auf die inzwischen nicht mehr börsennotierte Private-Equity-Firma Aurelius.
In seinem Bericht zu Mutares zieht Gotham City auch Parallelen zu Aurelius - und wirft Mutares eine Art Schneeballsystem vor: Die Gewinne bei Mutares würden „durch ein zirkuläres Finanzierungssystem angetrieben, um die angestrebte Profitabilität zu erzielen". Dieses System sei zunehmend auf externes Kapital angewiesen.
Mutares hat sich auf die Übernahme und Sanierung angeschlagener Unternehmen spezialisiert, die anschließend mit Gewinn verkauft werden. Der Umsatz kletterte im ersten Halbjahr 2024 auf 2,6 (Vorjahr: 2,3) Milliarden Euro.
Fazit
Nach einem steilen Kursanstieg in den vergangenen vier Jahren war es bei der Mutares-Aktie bereits im Juni zu einem rätselhaften Kurseinbruch gekommen, von dem sie sich nicht mehr erholte. Die Aktie ist weiterhin in einer angeschlagenen Verfassung.