Die italienische Sportwagen-Schmiede fährt robust durch das erste Quartal unter dem Einfluss der US-Einfuhrzölle und wird für den weiteren Jahresverlauf zuversichtlicher. Die Anteilsscheine legen in der Folge dennoch merklich den Rückwärtsgang ein. 

Die edlen Sportwagen aus Maranello bleiben begehrt. Für das zweite Quartal meldete Ferrari gegenüber Vorjahr einen stabilen Absatz. Es war das erste Jahresviertel, in dem die von den USA verhängten Einfuhrzölle galten. Negative Effekte daraus blieben bei Ferrari bisher aus, da die meisten der in den Vereinigten Staaten verkauften Fahrzeuge bereits vor Inkrafttreten der Zölle importiert wurde. 

Zwischen April und Juni lieferten die Italiener 3.494 Fahrzeuge aus, zehn mehr als in der Vorjahresperiode. Über sämtliche Regionen zeigte sich der Absatz dabei im Bereich des Vorjahresniveaus. Getragen wurden die Verkäufe von Modellen wie 296 GTS, Purosangue und Roma Spider. Auch die neuen 12Cilindri-Modelle setzten den Aufschwung fort. Der Umsatz lag mit rund 1,79 Milliarden Euro um 4,4 Prozent über Vorjahr. Analysten hatten im Schnitt 1,82 Milliarden Euro auf dem Zettel gehabt. 

Marge ausgebaut

Für das zweite Quartal wies Ferrari einen operativen Überschuss (Ebit) von 552 Millionen Euro aus, zum Vorjahr ein Zuwachs um acht Prozent. Die entsprechende Marge weitete sich um einen Prozentpunkt auf 30,9 Prozent aus. Das Management verweist unter anderem auf einen günstigen Produkt- und Ländermix sowie steigende Geschäfte mit personalisierten Fahrzeugen.

Unter dem Strich fuhr der Nettogewinn um drei Prozent auf 425 Millionen Euro vor. Ferrari steigerte den Überschuss von 2,29 auf 2,38 Euro pro Aktie. Analysten kalkulierten mit 2,40 Euro je Papier. 

Ferrari (WKN: A2ACKK)

Aktie gibt nach

Trotz der weitgehend überzeugenden Ergebnisse werden die Anteilsscheine ausgebremst. In Frankfurt setzt die Aktie rund acht Prozent zurück. Über die letzten zwölf Monaten steht noch ein Wertzuwachs um etwa fünf Prozent. Charttechnisch erweist sich der Bereich zwischen 440 und 450 Euro als hartnäckige Zone. Auf Sicht eines Jahres gelang ein nachhaltiger Ausbruch darüber mehrmals nicht. 

Analysten von Bernstein schrieben heute von einer "Überreaktion", während die Investmentbank Jefferies die leicht unter Konsensschätzung ausgefallenen Umsätze hervorhob. Kollegen der Royal Bank of Canada vermuten, dass manche Anleger auf eine Erhöhung der Prognosen gehofft hatten. Jefferies sieht für einen solchen Schritt eine höhere Wahrscheinlichkeit im späteren Jahresverlauf, auch wegen geringer als erwarteter Industriekosten und der Zoll-Einigung zwischen den USA und der EU. 

Risikofaktor fällt weg

Derweil zeigt sich der Konzern für den weiteren Jahresverlauf zuversichtlicher. Konzernlenker Benedetto Vigna verweist auf gut gefüllte Auftragsbücher. Das im März skizzierte Risiko, wonach Ebit- und Ebitda-Marge aufgrund der US-Zölle jeweils 50 Basispunkte einbüßen könnten, sieht Ferrari durch die Einigung zwischen den USA und der EU entschärft. Statt wie zuletzt 27,5 Prozent fallen bei Importen in die USA künftig „nur“ noch 15 Prozent Abgaben an. Da Ferrari ausschließlich in der italienischen Heimat Maranello fertigt, ist der Konzern den Zöllen gänzlich ausgeliefert, um Autos in die USA zu verkaufen. 

Die Jahresziele bleiben bestehen: Diese sehen unter anderem mindestens fünf Prozent Umsatzwachstum und eine Steigerung des bereinigten Nettogewinns von 8,46 auf 8,60 Euro pro Anteilsschein vor. 

Fazit

Ferrari genießt durch Exklusivität und Margenstärke eine Sonderstellung unter den Autobauern, die sich auch in einer deutlich höheren Bewertung ausdrückt. Die damit einhergehenden Erwartungen hat der Konzern weitgehend erfüllt, auch wenn sich Investoren stellenweise wohl etwas mehr versprochen haben. Gleichwohl können die Italiener, anders als beispielsweise Porsche, an ihren Jahreszielen festhalten. 

Die Einfuhrzölle für die USA konnte Ferrari im abgelaufenen Quartal umfahren, weil Fahrzeuge vorher importiert wurden. Die Abgabe von 15 Prozent sollte sich durch die zahlungskräftige Kundschaft bei Ferrari weniger auf die Nachfrage auswirken als bei anderen Herstellern. Investierte Anleger bleiben dabei.