Die Alphabet-Tochter Google muss 700 Millionen Dollar zahlen. Noch schwerer wiegt, dass sie das Betriebssystem Android öffnen muss. Das ist das Ergebnis eines Gerichtsverfahrens in den USA.
Geklagt hatten mehrere Bundesstaaten. Google wurde vorgeworfen, mit seinem Play Store den Wettbewerb auf Andoid-Geräten zu unterdrücken. Vorangegangen war ein ähnlicher Prozess, den der Spieleentwickler Epic Games, vor allem bekannt für „Fortnite“, vergangene Woche gegen Google gewonnen hatte. Match Group, der Eigentümer der Dating-App Tinder, hatte sich mit Google im Vorfeld geeinigt.
Die US-Staaten warfen dem Internetriesen vor, durch Verträge mit Smartphone-Herstellern, Netzwerkbetreibern und Spieleentwicklern den Wettbewerb zu unterdrücken. Google habe überhöhte Gebühren für digitale Einkäufe eingestrichen, indem es alternative günstigere Bezahlmethoden verhindert hat. Zudem habe die Alphabeth-Tochtergesellschaft rechtswidrig die Verbreitung von Apps behindert. Das Gericht folgte der Argumentation der Kläger.
Google muss nun 630 Millionen Dollar in einen Fonds für Verbraucher sowie 70 Millionen in einen Fonds für die US-Bundesstaaten einzahlen. US-Kunden, die den App Store zwischen 16. August 2016 und Ende September 2023 nutzen, bekommen mindestens zwei Dollar.
Kleinkram für den Alphabet-Konzern mit fast 1,5 Billionen Dollar Marktkapitalisierung und einem Gewinn von 19,7 Milliarden im dritten Quartal. Allerdings muss Google die Funktionsweise von Android in den USA ändern. So müssen beispielsweise Entwickler die Möglichkeit erhalten, eine alternative Abrechnungsmethode für In-App-Käufe einzuführen. Zudem sollen die Informationen für Kunden, etwa zu potenziellen Gefahren von Downloads, verbessert werden, erklärte ein Vertreter Googles.
„Die ausgehandelten Bedingungen werden den Verbrauchern im ganzen Land eine erhebliche, bedeutsame und dauerhafte Erleichterung bieten“, hieß es von Seiten der Bundesstaaten. In keinem anderen Kartellrechtsverfahren bisher sei es gelungen, „Abhilfemaßnahmen dieser Größenordnung von Google oder einer anderen großen digitalen Plattform zu erreichen“.
Epic Games sieht das anders. Das Urteil ginge nicht weit genug, heißt es vom Spielentwickler, der Kern von Googles „rechtswidriger und wettbewerbsfeindlicher Praxis“ würde davon nicht berührt. Man werde sinnvolle Maßnahmen einklagen, um das Android-System für Nutzer und Entwickler tatsächlich zu öffnen.
Auch mit Apple liegt Epic Games im Clinch. Seit 2020 tobt ein Rechtsstreit, der nun vor den Obersten Gerichtshof der USA gehen soll. Epic will, dass ein Urteil von 2021 kassiert wird, nach dem Apple keine Wettbewerbsvorgaben durch den App-Store-Zwang und die Provision dort verletzt. Apple wiederum möchte, dass ein anderes Urteil gestrichen wird, nachdem der Konzern alternative Bezahlmöglichkeiten einrichten muss. Ob das höchste US-Gericht die Klagen annimmt, ist noch offen.