Der italienische Großaktionär MFE hat ein Übernahmeangebot für den deutschen Medienkonzern angekündigt. Italiener wollen gesetzlichen Mindestpreis bieten. ProSiebenSat.1 rechnet mit Größenordnung 5,75 Euro. Vorstand will sich in Kürze äußern.

Nach monatelangen Spekulationen hat der italienische Medienkonzern MediaForEurope (MFE) ein Übernahmeangebot für den SDAX-Konzern ProSiebenSat.1 angekündigt. Der Mitteilung zufolge will MFE den gesetzlichen Mindestpreis für die angedienten Papiere bieten, also den gewichteten Dreimonatsdurchschnittskurs.

ProSiebenSat.1 reagierte noch am Mittwoch Abend mit einer Stellungnahme: „ProSiebenSat.1 erwartet, dass dieser Durchschnittskurs in der Größenordnung von 5,75 Euro liegen wird. Der Schlusskurs von Mittwoch Abend lag bei 6,53 Euro." Vorstand und Aufsichtsrat wollten das Angebot nach Veröffentlichung prüfen und anschließend eine begründete Stellungnahme abgeben, hieß es. Auf der Handelsplattform Tradegate geriet die ProSiebenSat.1-Aktie unter Druck.

„Es war lange an der Zeit, einen Gang höher zu schalten, kommentierte MFE-Chef Pier Silvio Berlusconi die Übernahmeofferte-Ankündigung. ProSiebenSat.1 brauche einen starken Aktionär, der Expertise und Branchenerfahrung bieten könne und so aktiv zum Wachstumskurs beitrage. Die Übernahmeofferte und die Aufstockung der Beteiligung seien unerlässlich, um „konkret und konstruktiv mit ProSiebenSat.1 zusammenzuarbeiten und Wert für alle Aktionäre zu schaffen, bevor es zu spät ist."

MFE drängt den Konzern aus Unterföhring bei München insbesondere dazu, sich von Randaktivitäten wie Flaconi und Verivox zu trennen und sich auf das Kerngeschäft Fernsehen zu konzentrieren. Im Geschäftsjahr 2024 war der Umsatz von ProSiebenSat.1 um zwei Prozent auf 3,9 Milliarden Euro geklettert, das Vorsteuerergebnis um vier Prozent auf 557 Millionen Euro zurückgegangen. Die 2025er Prognose blieb zuletzt vage, es soll etwa auf diesem Niveau weitergehen.

Fazit

Auch die US-Bank JPMorgan rechnet mit einer MFE-Offerte in der Größenordnung von 5,75 Euro. Da die Offerte damit deutllich unter dem letzten Schlusskurs liege, werde sie nicht auf große Akzeptanz stoßen. Die 30-Prozent-Hürde dürften die Italiener aber nehmen. JP-Morgan-Analyst Daniel Kerven rechnet nun mit einer „schleichenden Kontrollübernahme" durch MFE. Die ProSiebenSat.1-Aktie hatte infolge der Übernahmespekulationen seit Anfang Dezember rund 50 Prozent zugelegt.

ProSiebenSat.1 Media (WKN: PSM777)

Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: ProSiebenSat.1 Media.