Der weltgrößte Einzelhändler wächst im abgelaufenen Jahresviertel stärker als erwartet und traut sich für das Gesamtjahr mehr zu. Der Quartalsgewinn verfehlt dagegen die Markterwartungen. Investoren reagieren enttäuscht, die Anteilsscheine geben ab. 

Mit seinen über 10.750 Filialen ist der US-Konzern im abgelaufenen Quartal weiter gewachsen. Für die drei Monate bis Ende Juli meldete Walmart einen Umsatz von 177,4 Milliarden Dollar, zum Vorjahr ein Zuwachs um 4,8 Prozent. Analysten hatten im Schnitt rund 176 Milliarden Dollar auf dem Zettel gehabt. 

Neben klassischen Filialen wuchs vor allem der Bereich E-Commerce, primär durch Zugewinne bei Abholungen in Läden sowie Lieferungen. Das Werbegeschäft steigerte die Erlöse zum Vorjahr um 46 Prozent. Hier wirkte auch die Ende 2024 abgeschlossene Übernahme von VIZIO hinein. 

Seltene Gewinnverfehlung

Der operative Gewinn büßte derweil um 8,2 Prozent ein. Das Management verweist auf einmalige Rechts- und Restrukturierungskosten. Ohne diesen Effekt stünde zu konstanten Wechselkursen ein Plus von 0,4 Prozent. Obendrein belasteten höhere Versicherungsansprüche.

Unter dem Strich rückte der bereinigte Gewinn zum Vorjahr  lediglich von 67 auf 68 US-Cent pro Aktie vor. Analysten hatten dagegen mit 74 Cent je Papier gerechnet. Erstmals seit über drei Jahren blieb Walmart damit hinter den Gewinnerwartungen zurück. 

Zielsetzung erhöht

Für das laufende Jahresviertel stellt der Konzern zu konstanten Wechselkursen einen Umsatzanstieg um 3,75 bis 4,75 Prozent in Aussicht. Davon entfallen 0,2 Prozentpunkte auf die Akquisition von VIZIO. Beim bereinigten Überschuss visiert der Vorstand zwischen 58 und 60 US-Cent je Anteilsschein an, etwas mehr als von Analysten prognostiziert. 

Bei den Zielen für das Gesamtjahr zeigt sich Walmart zuversichtlicher: Statt um drei bis vier sollen die Verkaufserlöse nun währungsbereinigt zwischen 3,75 und 4,75 Prozent zulegen. Die Prognose für den bereinigten Überschuss wurde leicht auf 2,52 bis 2,62 Dollar pro Aktie angehoben. Wechselkurseffekte werden sich nun wohl weniger stark auswirken als zuvor kalkuliert. 

Preisfrage

Durch den Fokus auf die USA ist Walmart stark von der Zollpolitik des Präsidenten Donald Trump betroffen. Im vergangenen Quartal stiegen die dortigen Preise durchschnittlich um ein Prozent, da der Konzern höhere Kosten teils schluckte. Im weiteren Jahresverlauf dürften die Auswirklungen zunehmen, wenn der Konzern seine Warenbestände auffüllt. „Wir versuchen unser Bestes, um die Auswirkungen der gestiegenen Zollkosten für die Kunden so gering wie möglich zu halten“, erklärte Finanzchef John Rainey. 

Walmart (WKN: 860853)

Aktie schwächer

Bei Investoren überwiegt heute die schwächer als erwartet ausgefallene Gewinnentwicklung. Im Xetra-Handel geben die Papiere über vier Prozent ab. Vom Rekordhoch im Februar büßten die Anteilsscheine rund 15 Prozent ein, tendierten in den letzten Monaten seitwärts. 

Fazit

Die Quartalszahlen fielen durchwachsen aus, vor allem aufgrund des Gewinns. Der Ausblick für das laufende Quartal und das Gesamtjahr stimmen dagegen zuversichtlich. Bei den Auswirkungen der Einfuhrzölle wird der Konzern versuchen müssen, die Balance zu finden: Preise niedrig halten, um Kunden anzulocken und gleichzeitig nicht selbst zu viel Marge einzubüßen. 

Marktstellung und Preismacht bringen Walmart dafür in eine gute Position. Auf Basis des von Analysten für dieses Geschäftsjahr erwarteten Gewinns handelt die Aktie mit einem KGV von mehr als 35. Sowohl im Vergleich mit anderen Einzelhändlern als auch im eigenen Schnitt der letzten Jahre ist die Bewertung im hohen Bereich. Auch wenn durch die Stärke ein Aufschlag gerechtfertigt und die Aktie selten günstig zu haben ist, warten Neueinsteiger erstmal einen Rücksetzer ab.