Bemerkenswerter Kursverfall: Rund zwei Drittel hat 3M vom Hoch, das Anfang 2018 erreicht wurde, verloren. Kann passieren, ist bei einem Dividenden-König, also einem Konzern, der seit mehr als 50 Jahren seine Dividende jährlich erhöht, aber eher ungewöhnlich. Also was ist da eigentlich los? Warum der hartnäckige Abwärtstrend?
3M hat mehrere große Klagen in den USA am Hals. Beim Thema Ewigkeitschemikalien (PFAS) gab es zwar eine Einigung, aber es fallen voraussichtlich in den kommenden Jahren insgesamt zehn bis 12,5 Milliarden Dollar Kosten an. Und es könnte noch teurer werden, weil es weitere offene Streitfälle gibt.
Mutmaßlich fehlerhafte Ohrstöpsel fürs Militär könnten 3M rund sechs Milliarden kosten. Wobei abzuwarten bleibt, ob sich genügend Kläger auf einen entsprechenden Vergleich einlassen.
In den vergangenen Jahren hat 3M grob zwischen vier bis sechs Milliarden Dollar Freien Cash Flow erwirtschaftet. Rechnerisch dürfte allein aufgrund der aktuellen Rechtsstreitigkeiten zumindest der Freie Cash Flow von vier Jahren futsch sein.
Dazu kommen pro Jahr rund 3,5 Milliarden Dollar, die 3M für Dividenden-Zahlungen bräuchte. Tendenz eher steigend aufgrund der regelmäßigen Erhöhungen. Insofern ist fragwürdig, wie lange 3M seinen Status als Dividenden-König noch behalten kann. Zumal im Raum steht, dass mit dem Healthcare-Bereich ein relativ profitables Geschäft ausgegliedert werden könnte.
Dazu kommt, dass 3M-Finanzchef Monish Patolawala vor wenigen Wochen sagte, er sehe weiterhin eine Schwäche bei den Verbraucherausgaben und der Nachfrage nach Elektronik in China. Und ein „schwaches Wachstumsumfeld“ im kommenden Jahr.
Im Wall Street Journal gab es Anfang Oktober zudem einen ausführlichen Artikel, laut dem 3M in den vergangenen Jahren deutlich an Innovationskraft verloren hat. Schwierig bei einem Konzern, der vor allem von seinen unzähligen Patenten lebt.
Fazit
3M hat diverse, ziemlich signifikante Probleme. Charttechnisch ist der Abwärtstrend voll intakt. Insofern gilt: Kein Wunder, dass sich Anleger um den Dividenden-König nicht gerade reißen.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: 3M.