Der zweitgrößte Flugzeugbauer Boeing treibt die Übernahme seines wichtigsten Zulieferers voran, um seine Lieferkette zu stabilisieren. Weil dieser auch für Boeings größten Konkurrenten Airbus fertigt, spielen die Europäer eine entscheidende Rolle für den baldigen Abschluss des Deals.
Der Luft- und Raumfahrtkonzern Boeing will seinen Zulieferer Sprit AeroSystems (WKN: A0LEXG) übernehmen. Entsprechende Gespräche wurden Anfang des Jahres aufgenommen. Die finalen Bedingungen würden noch erörtert, äußerten sich informierte Personen. Demnach könnte bereits in den kommenden Tagen oder Wochen eine Einigung zustande kommen, jedoch sei auch ein Scheitern der Verhandlungen noch möglich. Boeing-Finanzvorstand Brian West hatte zuletzt bereits angekündigt, dass das Geschäft mit Spirit AeroSystems bis zum zweiten Quartal abgeschlossen werden könne.
Airbus ebnet den Weg
Weil Spirit AeroSystems auch Zulieferer von Boeing-Rivale Airbus ist, wollen sich die Franzosen selbst wichtige Teile des Unternehmens sichern. Informierten Personen zufolge handelt es sich dabei um eine Einheit im nordirischen Belfast, wo Flügel für das Airbus-Modell A220 hergestellt werden. Daneben hat es der DAX-Konzern wohl auf Anlagen in North Carolina sowie in Frankreich abgesehen, die Komponenten für den Großraumjet A350 liefern. Auch eine Anlage in Schottland, wo Teile für den für den A320 gefertigt werden, soll an Airbus gehen.
Da sich zwischen den Franzosen und dem Zulieferer eine Einigung abzeichnet, könnte der Weg für Boeing bald frei sein. Investoren zeigen sich entsprechend zuversichtlich, die Aktien von Spirit AeroSystems legt zur Stunde in Frankfurt mehr als fünf Prozent zu.
Rückkauf nach 19 Jahren
Eine Übernahme durch Boeing wäre für Spirit AeroSystems eine Heimkehr: 2005 hatte der Flugzeugbauer das Unternehmen ausgegliedert, strebt nun knapp zwei Jahrzehnte später den Rückkauf der defizitären Firma an. Qualitätsmängel bei Boeing und seinem wichtigsten Zulieferer sorgten in den letzten Monaten für Schlagzeilen. Mit der Übernahme will Boeing für mehr Sicherheit und Qualität sorgen und so die Lieferkette für wichtige Flugzeuge stabilisieren.
Fazit
Durch eine Einigung zwischen Airbus und Spirit AeroSystems wäre wohl die größte Hürde für den Deal überwunden. Ob es Boeing mit der Übernahme gelingt, die Qualitätsprobleme in den Griff zu kriegen, bleibt aber abzuwarten.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Leon Müller, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Boeing.