Der kriselnde Flugzeugbauer bereitet wohl eine massive Kapitalerhöhung vor. Über die Ausgabe neuer Aktien, die Aufnahme weiterer Schulden und vergleichbare Instrumente will der Konzern über die kommenden drei Jahre bis zu 25 Milliarden Dollar an Eigen- und Fremdkapital aufnehmen. So reagiert die Aktie auf die Meldung.

In einer Mitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC kündigte der Konzern die entsprechende Maßnahme an. Die genaue Ausgestaltung wird das Unternehmen noch bekanntgeben. Darüber hinaus gab Boeing in einer weiteren Mitteilung bekannt, dass mit mehreren Banken eine neue Kreditvereinbarung über zehn Milliarden Dollar abgeschlossen wurde.

Hohe Schulden, teurer Streik

Gänzlich überraschend kommt das Vorhaben nicht: Zuletzt gab es bereits Berichte über eine mögliche Kapitalerhöhung, bei der Boeing über die Ausgabe neuer Aktie mindestens zehn Milliarden Dollar einnehmen will.

Das Unternehmen will und muss seine Bilanz stärken. Der andauernde Streik an den Werken im Raum Seattle belastet und kostet Boeing mehr als eine Milliarde Dollar pro Monat, schätzt die Ratingagentur S6P Global.

Zudem ist die Verschuldung zu hoch. Im Halbjahresbericht wies Boeing Nettoschulden von fast 45 Milliarden Dollar aus. Dies entspricht mehr als dem Sechsfachen des für das kommende Jahr erwarteten operativen Ergebnis (Ebitda). Als tolerabel gilt allgemeinhin ein Wert bis zum Dreifachen des Ebitda. Bei Ratingagenturen wie Moody's und S&P Global droht Boeing, auf eine schlechtere Kreditwürdigkeit abgestuft zu werden. Aktuell liegt diese nur noch eine Stufe über Ramsch-Niveau.


Tiefrote Zahlen

Vorläufige Zahlen zum dritten Quartal zeigen, dass Boeing noch über Barmittel von etwas über zehn Milliarden Dollar verfügt. In den drei Monaten hat das Unternehmen wohl einen Verlust von fast zehn Dollar pro Aktie erlitten.

Darüber hinaus kämpft das Unternehmen mit an Qualitätsproblemen bei bestehenden Modellen. Das Programm für die neue Modellreihe 777X wurde jüngst erneut verschoben. Erste Auslieferungen sind nun für 2026 geplant. Außerdem will Boeing zehn Prozent der Belegschaft entlassen, rund 17.000 Arbeitsplätze dürften folglich wegfallen.

Boeing (WKN: 850471)

Das macht die Aktie

Obwohl noch nicht genau feststeht, wie viele neue Aktien das Unternehmen ausgeben wird, droht Investoren eine Verwässerung. Zur Einordnung: Die kolportierten zehn Milliarden Dollar, die Boeing über die Ausgabe neuer Aktien einnehmen könnte, stehen einem aktuellen Börsenwert von etwa 92 Milliarden Dollar gegenüber. Dennoch gewinnen die Papiere zur Stunde mehr als ein Prozent. 

Fazit

Angesichts der Probleme bei Boeing schien eine Kapitalerhöhung zuletzt kaum noch vermeidbar. Das angeschlagene Unternehmen stärkt damit seine Bilanz, auch für den Tarifstreit mit seinen Mitarbeitern. Investoren verarbeiten die heutige Meldung noch. Einer womöglich deutlichen Verwässerung steht die Aussicht auf eine verbesserte Bilanz gegenüber. Am kommenden Mittwoch veröffentlicht Boeing seine finalen Ergebnisse zum dritten Quartal. 

Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Leon Müller, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Boeing.