Die grassierende Zollpanik hat zu einem rasanten Kursverfall bei Bankaktien geführt. Einige Anleger sehen offenbar schon wieder günstige Einstiegspreise - ein Griff ins fallende Messer?
Was ist mit der Commerzbank los? Tatsächlich hat die Aktie der zweitgrößten deutschen Bank die US-Zollpanik an den Märkten vergleichsweise gut überstanden. Während die Titel seit Beginn der Trump-Eskalation unter dem Strich vergleichsweise marginal einbüßten, musste die Deutsche Bank mit minus 17 Prozent deutlich mehr Federn lassen. Ähnlich groß sind die Wochenverluste anderer großer europäischer Geldhäuser wie Unicredit, BNP Paribas oder Santander.
Der rasante Kursverfall bei den Finanztiteln hat seinen Grund: Den Banken droht in Trumps neuer Zollwelt heftiger Gegenwind: Ein verschärfter Zollkrieg würde gerade Geldhäuser massiv unter Druck setzen und könnte bei einer Eskalation sogar die Gefahr einer neuen Finanzkrise heraufbeschwören. Das erklärt die überproportionalen Kursverluste der Geldhäuser im Zoll-Börsencrash.
Das die Commerzbank diesem Sturm einigermaßen trotzen kann, ist auf jeden Fall ein bemerkenswertes Zeichen. Am Dienstag setzte sich die Aktie mit einem Plus von sechs Prozent sogar zeitweise wieder an die DAX-Spitze. Vor der Zoll-Eskalation war die Aktie aus zwei Gründen interessant: Übernahmefantasien im Zusammenhang mit dem Großaktionär Unicredit, aber auch der von der neuen Chefin Bettina Orlopp eingeschlagene Kurs: Sie will die Eigenständigkeit der Bank durch höhere Gewinne und mehr Profitabilität sichern. Beides kommt an der Börse an.
Fazit
Das Risiko weiterer schwerer Börsenturbulenzen ist längst nicht gebannt, und ein Ende der Eskalation im Zollstreit längst nicht absehbar. Doch die Commerzbank hat auch im Zollsturm bislang relative Stärke bewiesen und sich robuster gezeigt als andere Titel. Das könnte man als Zeichen des Vertrauens in die Perspektiven der Bank sehen. Dennoch: Im Fall eines Konjunktureinbruchs oder gar einer Finanzkrise käme auch die Commerzbank nicht ungeschoren davon. Einen Einstieg in die Aktie sollte man sich derzeit lieber zweimal überlegen.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.