Um Halbleiter nach China zu verkaufen, benötigen Unternehmen wie Nvidia künftig Exportlizenzen. Der wertvollste Chipentwickler erwartet dadurch milliardenschwere Belastungen, die Anteilsscheine büßen ein. Nun hat sich auch Konkurrent AMD zu den neuen Regelungen geäußert.
Die US-Regierung bewegt weiterhin die Märkte. Zu den Unsicherheiten wegen anhaltender Handelsstreitigkeiten gesellen sich nun neue Beschränkungen, die unter anderem Nvidia als eines der wertvollsten Unternehmen betreffen.
Um seine H20-Chips in das Reich der Mitte verkaufen zu dürfen, benötigt Nvidia künftig eine Exportlizenz. Die US-Regierung wolle damit der Gefahr entgegenwirken, dass solche Chips in einem chinesischen Supercomputer verwendet werden, teilte Nvidia mit. Die neue Regelung soll „auf unbestimmte Zeit“ gelten.
Auch spezielle Chips für China nun betroffen
Nvidia hatte die H20-Chips speziell für den chinesischen Markt entwickelt, um frühere Exportbeschränkungen der USA zu erfüllen. Die abgespeckten Halbleiter liegen leistungstechnisch zwar hinter den Spitzen-Chips von Nvidia, werden aber beispielsweise für das Training von Modellen der künstlichen Intelligenz (KI) verwendet. Kunden wie Alibaba oder Tencent bestellten zuletzt kräftig H20-Chips.
Für die Kalifornier ist China ein wichtiger Markt. Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurden dort offiziell 13 Prozent der Umsätze erzielt. Spekulationen nach gelangen Einheiten auch über Umwege in die zweitgrößte Volkswirtschaft.
Milliardenschwere Belastungen
Aufgrund der neuen Exportbeschränkungen erwartet Nvidia für das laufende Quartal (bis 27. April) Belastungen von bis zu 5,5 Milliarden Dollar, unter anderem im Zusammenhang mit Lagerbeständen und Lieferverpflichtungen. Schätzungen von Bloomberg Intelligence zufolge könnten dem Unternehmen durch die Regelungen im laufenden Jahr Umsätze von Jahr 14 bis 18 Milliarden Dollar entgehen. Für das Gesamtjahr werden Konzernumsätze von etwa 200 Milliarden Dollar erwartet.
Aktien schwach
Die Aktie von Nvidia steht infolge der Meldungen heute unter Druck, verliert mehr als sechs Prozent. Konkurrent AMD erwischt es noch stärker, die Papiere geben etwa acht Prozent ab.
Fragezeichen bei Lizenzen
In einer Mitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC bezifferte nun auch Chipentwickler und Nvidia-Rivale AMD die zu erwartenden Folgen der Exportbeschränkungen. Für Ausfuhren nach China sind Produkte vom Typ MI308 betroffen.
„Das Unternehmen plant, Genehmigungen zu beantragen, aber es gibt keine Garantie dafür, dass diese auch erteilt werden. Das Unternehmen geht außerdem davon aus, dass die Exportkontrollen zu Belastungen in Höhe von bis zu 800 Millionen Dollar für Lagerbestände, Kaufverpflichtungen und entsprechende Rückstellungen führen können“. Für welchen Zeitraum diese Belastungen anfallen, teile AMD nicht mit.
AMD hängt noch stärker als Nvidia am chinesischen Markt. Auf das Reich der Mitte entfielen im abgelaufenen Geschäftsjahr mehr als 24 Prozent der Umsätze, im Jahr davor waren es noch rund 15 Prozent gewesen.
Nach Kalkulationen von Bloomberg Intelligence könnten die Umsätze um 1,5 bis 1,8 Milliarden Dollar belastet werden, etwa ein Fünftel der für dieses Jahr erwarteten Umsätze mit KI-Produkten.
Fazit
Die neuen Exportbeschränkungen treffen Nvidia und AMD. Weil die Lizenzen nun auch für die China-spezifischen Produkte notwendig werden und – wie von AMD angekündigt – nicht sicher ist, ob diese erteilt werden, könnte das Geschäft der Unternehmen in der zweitgrößten Volkswirtschaft erheblich leiden. Durch seinen höheren Umsatzanteil scheint AMD dabei noch stärker gefährdet.