Bob Iger hat seit November 2022 zum zweiten Mal das Sagen bei Disney. Dass der aus dem Ruhestand zurückgeholte Manager der starke Mann im Unterhaltungskonzern ist und niemand sonst, hat er schon im Vorfeld der Hauptversammlung am Mittwoch gezeigt: Er gewann den Machtkampf mit zwei Hedgefonds. Insidern zufolge zog Iger die Mehrheit der Aktionäre auf seine Seite.
Schon vor Beginn der Hauptversammlung seien genügend Stimmen für die Verwaltungsratskandidaten des Disney-Managements eingegangen, sagten mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Das ist eine schwere Schlappe für in den Konzern investierte Hedgefonds. Der Trian Fund von Milliardär Nelson Peltz und Blackwells Captial hatten Gegenkandidaten aufgestellt. Sowohl für die zwei Kandidaten von Trian als auch für die drei von Blackwells gebe es aber nicht ausreichend Stimmen, sagte ein Insider. Der norwegische Staatsfonds und der Vermögensverwalter T. Rowe Price stellten sich öffentlich hinter den Disney-Chef. Auch die Fondsgesellschaft Blackrock soll ihn unterstützen.
Die beiden Hedgefonds kritisieren seit längerem die Strategie des Unternehmens. Es habe seinen kreativen Geist verloren und nutze neue Technologien nicht ausreichend. Iger hatte mit einem Brief an die Aktionäre gekontert. Der weltgrößte Unterhaltungskonzern wolle den eingeschlagenen Weg fortsetzen, hieß es darin. Das bedeutet: Die Streaming-Plattform profitabel machen, die Sportmedienmarke ESPN in eine „herausragende“ digitale Plattform verwandeln, die Rentabilität der Filmstudios steigern und das Wachstum der Themenparks beschleunigen. Zudem erwarb Iger eine Beteiligung am „Fortnite“- Spieleerfinder Epic Games.
Der amtierende Verwaltungsrat hatte mit eingestimmt und erklärt, Investor Peltz habe „keine einzige strategische Idee für Disney vorgelegt“. Der 81-Jährige verfüge zudem über keinerlei Erfahrung im Medien- und Technologiesektor.
Bei der Vorlage der Zahlen zum ersten Quartal des Geschäftsjahrs im Februar hatte Iger nach langer Durststrecke die Trendwende verkündet. Mit einem bereinigten Gewinn je Aktie von 1,22 Dollar lag Disney deutlich über den Konsenserwartungen von 0,99 Dollar. Der Umsatz verfehlte mit 23,5 Milliarden Dollar die Analystenschätzung von 23,8 Milliarden nur knapp. Vor allem aber sank der Verlust im Streaming-Geschäft – von minus 984 Millionen Dollar im Vorjahreszeitraum ging es zurück auf minus 138 Millionen.
Auch Aktionäre folgen Iger offenbar. Er erhöhte die Ausschüttung von 30 auf 45 US-Cent. Eine Dividendenerhöhung von 50 Prozent klingt nach viel, die Dividendenrendite liegt aber unter einem Prozent. Zudem will Iger drei Milliarden Dollar in Aktienrückkäufe investieren, angesichts der Marktkapitalisierung von über 200 Milliarden ebenfalls eher ein Tropfen auf den heißen Stein. Was schwerer wiegt, ist der Aktienkurs. Der ist in diesem Jahr bereits um 35 Prozent gestiegen.