Der strauchelnde Industriekonzern Thyssenkrupp will die Tochter Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) abtrennen und erwägt dafür einen Verkauf oder einem Börsengang. Interesse an der Sparte gibt es nun offenbar auch aus dem deutschen Kleinwerteindex.
Der Motorenhersteller Deutz zeigt Interesse an einem Kauf des Marinegeschäfts von Thyssenkrupp, berichtet das Handelsblatt unter Berufung auf Branchenkreise. Die Kölner zählen demnach zu einem Kreis von Interessenten und hätten Ende des abgelaufenen Jahres ein unverbindliches Angebot abgegeben.
Dass Sebastian Schulte, aktuell CEO von Deutz, bis 2020 Geschäftsführer und Finanzchef von TKMS war, dürfte in den Überlegungen kein Nachteil sein.
Kleinste Sparte bei Thyssen
TKMS bietet vor allem U-Boote, Fregatten sowie Schiffselektronik. Im abgelaufenen Geschäftsjahr (bis Ende September) steigerte die Sparte ihren Umsatz um 16 Prozent. Mit 2,12 Milliarden Euro ist TKMS jedoch die kleinste Sparte des Konzerns (Jahresumsatz: etwa 35 Milliarden Euro). Ihr Vorsteuerergebnis (bereinigtes Ebit) verbesserte sich jedoch um 52 auf 125 Millionen Euro.
Thyssenkrupp arbeitet seit längerem an einer Trennung von dem Geschäftsbereich. Ein Börsengang per Spin-Off ist eine Option, würde laut TKMS-Chef Oliver Burkhard jedoch länger dauern als ein Verkauf. Eine Veräußerung an den US-Finanzinvestor Carlyle scheiterte zuletzt allerdings am Veto der Bundesregierung.
Verkauf oder Spin-Off
Neben Deutz zeigen jedoch auch andere Unternehmen Interesse an einer Übernahme. Das Handelsblatt nennt die Lürssen-Werft sowie den Rüstungskonzern Rheinmetall. Die Bundesregierung ist ebenfalls im Spiel, will sich aber wohl nur beteiligen und TKMS nicht komplett erwerben.
Auf einen intensiven Bieterkampf stellen sich Investoren aber wohl nicht ein: Im Xetra-Handel legen Thyssenkrupp-Papiere heute moderat zu, gewinnen rund 0,4 Prozent.
Anteilsscheine von Deutz rücken mehr als zwei Prozent vor. Das SDAX-Mitglied konzentriert sich bislang auf Motoren und Antriebe und könnte in einen neuen Geschäftsbereich vordringen. Im vergangenen Jahr kündigten die Kölner bereits an, sich künftig stärker im Rüstungsgeschäft engagieren zu wollen.
Fazit
Thyssenkrupp plant eine Trennung von TKMS. Für einen Verkauf ist das Interesse mehrerer Parteien ein Vorteil. Allerdings ist auch ein Börsengang weiter denkbar. Deutz könnte sich durch die Übernahme breiter aufstellen. Die heutige Marktreaktion zeigt: Investoren können den Überlegungen offenbar durchaus etwas abgewinnen.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Thyssenkrupp.