Im Vorfeld der für Donnerstag angesetzten Aufsichtsratssitzung der Stahlsparte verschärft sich der Ton bei Thyssenkrupp. Während die Gewerkschafter um tausende Jobs fürchten, werfen ihnen die Vertreter der Kapitalseite unter anderem Verunglimpfungen vor. Die Aktie notiert weiter nahe dem Allzeittief.

Am morgigen Donnerstag wird es in Duisburg – wieder einmal – um die Zukunft der Stahlsparte von Thyssenkrupp gehen. Dort tritt der Aufsichtsrat von Thyssenkrupp Steel Europe zusammen, um das weitere Vorgehen beim angestrebten 50:50-Joint-Venture mit der tschechischen Holding EPCG zu besprechen. Die Sitzung dürfte ähnlich hitzig werden, wie jene vor knapp zweieinhalb Wochen (€uro am Sonntag berichtete), denn im Vorfeld sparten weder die Arbeitnehmerseite noch Vertreter der Anteilseigner mit Kritik an einander.

In einer am Dienstag veröffentlichten Erklärung warf die Kapitalseite den Gewerkschaftern vor, die Situation emotional aufzuladen und sprach von „Verunglimpfungen“ und persönlichen „Anfeindungen“. Gleichzeitig fordert das Schreiben, das unter anderem vom Thyssenkrupp-Aufsichtsratsvorsitzenden Siegfried Russwurm und der Chefin der Krupp-Stiftung Ursula Gather unterzeichnet ist, von den Arbeitnehmervertretern, „die Mitarbeitenden nicht in völlig unangemessener Weise zu verunsichern“.

Die Gewerkschafter wiesen die Vorwürfe erwartungsgemäß zurück. Jürgen Kerner, zweiter Vorsitzender der IG Metall und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender von Thyssenkrupp, nannte das Vorgehen der Kapitalseite „billig und stillos“. In der vergangenen Woche hatte die IG Metall in einem Flugblatt gewarnt, der Stellenabbau im Zuge des weiteren Teilverkaufs könnte bis zu 10.000 Arbeitsplätze bedrohen.

Thyssenkrupp (WKN: 750000)

Nach drei Handelstagen, an denen die Aktie des Industrie-Konzerns die Marke von 3,20 Euro verteidigen konnte, geben die Papiere am Mittwochmittag auf der Plattform Xetra gut ein Prozent nach. Sie rutschen damit wieder ein Stück näher an das Mitte August markierte Allzeittief bei 3,09 Euro (auf Schlusskursbasis). In der Zwölf-Monatsbetrachtung zählt Thyssenkrupp mit einem Abschlag von mehr als 50 Prozent zu den schwächsten Titeln im MDAX. Lediglich der Wirkstoffentwickler Evotec und der Kochboxenversender HelloFresh büßten mit 67 beziehungsweise 72 Prozent mehr an Wert ein.

Fazit

Die Fronten bei Thyssenkrupp sind zunehmend verhärtet. Dass sich die Situation nach der Aufsichtsratssitzung am Donnerstag entspannt, darauf deutet wenig hin. Trotz des jüngsten Stabilisierungsversuchs der Aktie, drängt sich ein Neueinstieg weiterhin nicht auf.

Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Thyssenkrupp.