Verkauf oder Schließung einer Tochter, Restrukturierung, Aufstockung durch einen Investor – die Themenliste für die Aufsichtsratssitzung beim Stahlhersteller Thyssenkrupp Steel (TKS) am vergangenen Freitag war lang. Dem Vernehmen nach soll es zwischen den Teilnehmern stellenweise hoch hergegangen sein.
Um nichts weniger als die Zukunft von Deutschlands größtem Stahlkonzern ging es am Freitag, als der Aufsichtsrat von Thyssenkrupp Steel tagte. Dabei soll es, wie mehrere Medien unter Berufung auf Teilnehmer berichten, zu stundenlangen Streits zwischen den einzelnen Parteien kommen sein. So ist weiterhin ungeklärt, wie es bei der Tochter Hüttenwerke Krupp Mannesmann – kurz HKM – weitergeht, an der der Konzern die Hälfte der Anteile hält. Nach der Sitzung des Gremiums wiederholte TKS-Aufsichtsratschef Sigmar Gabriel, ein Verkauf seit weiter die präferierte Lösung (€uro am Sonntag berichtete). Gleichzeitig werde mit den anderen Anteilseignern Salzgitter und Vallourec auch an einer einvernehmlichen Schließungslösung gearbeitet.
Ebenfalls keine Einigung wurde bei der Frage nach der Höhe der finanziellen Mitgift im Falle eines weiteren Anteilsverkaufs des Stahlgeschäfts erzielt. Der TKS-Vorstand hat nun ein Gutachten in Auftrag gegeben, das bis Ende dieses Jahres vorliegen und diese Frage klären soll. Die Essener bieten aktuell etwa 2,5 Milliarden Euro, die Stahl-Tochter fordert vier Milliarden.
Egal wie viel Thyssenkrupp am Ende auf den Tisch legen muss, nicht zur Verfügung haben wird Konzernchef Miguel López Einnahmen aus dem Verkauf der TSK-Tochter Rasselstein. Ein derartiger Vorstoß wurde am Freitag abgelehnt. Aus strategischer Sicht mache es keinen Sinn, den einzigen deutschen Weißblechhersteller zu veräußern, hatten Gegner der Pläne argumentiert.
Die Thyssenkrupp-Aktie notierte am späten Montagnachmittag im Xetra-Handel gut ein Prozent im Minus und damit nur knapp oberhalb des in der Vorwoche auf Schlusskursbasis markierten Allzeittiefs von 3,32 Euro. Neben der turbulenten Aufsichtsratssitzung vom Freitag belasten die Aktie maue Quartalszahlen des Wettwerbers Salzgitter (mehr dazu lesen Sie hier).
Fazit
Die Situation bei Thyssenkrupp Steel bleibt schwierig. Operativ hemmen die geringe Nachfrage, hohe Kosten und billige Importe aus Asien. Die von Konzernchef Lopez angestrebte Lösung eines 50-prozentigen Einstiegs des tschechischen Milliardärs Daniel Křetínský bei der Stahlsparte steht und fällt mit der Höhe der Mitgift. Ob das in Auftrag gegebene Gutachten diesen Konflikt lösen kann, ist längst nicht ausgemacht. Auch das schwer angeschlagene Chartbild liefert aktuell keine Argumente für einen Neueinstieg bei Thyssenkrupp.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Thyssenkrupp.