Der Anbieter von Software zur Datenanalyse zieht einen Auftrag der NATO an Land und unterstützt künftig Streitkräfte im Einsatz. Sorgen von Investoren, wonach sich Europa unabhängiger von US-Firmen machen wird, werden erstmal entschärft. An der Börse kommt die Meldung gut an, die Papiere ziehen an.
Das Verteidigungsbündnis NATO setzt künftig auf Software von Palantir. Wie die NATO Communications and Information Agency (NCIA) heute mitteilte, wurde Ende März der Kauf des Maven Smart System NATO (MSS NATO) von Palantir beschlossen. Die Nutzung soll innerhalb der nächsten 30 Tage beginnen.
Die NCIA fungiert als Kommunikations- und Informationsagentur und unterstützt die NATO unter anderem bei Operationen und Übungen.
KI im Einsatz
MSS NATO erlaube es den Streitkräften, modernste künstliche Intelligenz (KI) zuverlässig und sicher in militärischen Operationen einzusetzen, heißt es in einer Mitteilung. Die Software von Palantir ermögliche Zugriff auf verschiedene KI-Anwendungen, von großen Sprachmodellen (LLM) bis hin zu generativem und maschinellem Lernen, teilte die NATO-Agentur mit.
In Einsätzen soll dies die Zusammenführung und Auswahl von Informationen sowie das Verständnis des Gefechtsfelds und die Planung verbessern und darüber hinaus für eine beschleunigte Entscheidungsfindung genutzt werden.
Ludwig Decamps, Geschäftsführer der NCIA, zeigte sich zufrieden, den Streitkräften nun „maßgeschneiderte, hochmoderne KI-Fähigkeiten zur Verfügung zu stellen und mit den Werkzeugen auszustatten, die sie auf dem modernen Schlachtfeld benötigen, um effektiv und entschlossen zu operieren“.
Aktie zieht an
An der Börse sorgt der Deal heute für gute Laune. Die Papiere von Palantir gewinnen zur Stunde mehr als sieben Prozent. Nach dem Rekordhoch im Februar verlor die Aktie wie andere Werte aus dem Tech-Sektor, liegt seit Jahresbeginn aber noch immer im Plus. Geplante Sparmaßnahmen der US-Regierung hatten auch bei Palantir für Unsicherheit gesorgt. Im abgelaufenen Geschäftsjahr setzte Palantir rund 2,9 Milliarden Dollar um, davon entfielen 1,2 Milliarden Dollar auf die US-Regierung.
Analyst Louie DiPalma von William Blair misst der heute bekanntgegebenen Vereinbarung mit der NATO eine umfassendere geopolitische Bedeutung bei als nur einen Erfolg für Palantir. Er verweist auf jüngste Befürchtungen von Investoren, dass Europa seine Abhängigkeit von US-Unternehmen im Verteidigungsbereich verringern will.
Fazit
Sparmaßnahmen der US-Regierung und die Erwartung, dass sich Europa gerade im Bereich Verteidigung unabhängiger aufstellen wird, sorgten zuletzt auch bei Palantir für Kursverluste. Die heutige Meldung zum NATO-Deal kommt entsprechend gut an. Die Bewertung der Aktie mit dreistelligem KGV ist mit der Erwartung eingepreist, dass das Unternehmen weiter stark wächst. Mit Blick auf Unwägbarkeiten, Bewertung und das volatile Marktumfeld drängt sich ein Kauf nicht auf.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Palantir Technologies.