Es schien alles geklärt, doch nun stehen hinter der Restrukturierung des kriselnden IT-Dienstleisters Atos aus Frankreich wieder Fragezeichen. Die beteiligten Unternehmen, deren Angebot Atos angenommen hatte, haben sich aus den Verhandlungen zurückgezogen. Interesse zeigt weiter einer der verschmähten Bieter. 

Nach Monaten konnte Atos noch aus zwei verbliebenen Angeboten wählen und entschied sich gemeinsam mit seinen Gläubigern für den Vorschlag des Konsortiums um Ankeraktionär Onepoint. Die Offerte stand im Einklang mit Interessen von Unternehmen, Kunden und Mitarbeitern sowie den abgesteckten finanziellen Parametern. Zudem sollte so eine Aufspaltung des Unternehmens vermieden werden.  

Nun die Kehrtwende: Die beteiligten Unternehmen Onepoint, Butler Industries and Econocom haben sich aus den Verhandlungen zurückgezogen. Bedingungen für eine Einigung über die langfristige finanzielle Umstrukturierung seien nicht gegeben, teilte das Konsortium mit. Informierten Personen zufolge benötigt Atos mehr Geld als bisher gedacht, welches die Gruppe nicht aufbringen könne. 

Křetínský wieder im Spiel

Trotz des Rückziehers hält Atos an seinem Vorhaben fest, im kommenden Monat eine endgültige Vereinbarung für die Restrukturierung vorzulegen. Dafür könnte nun erneut der Finanzinvestor EPEI des tschechischen Milliardärs Daniel Křetínský ins Spiel kommen. Vor der verfrühten Einigung mit dem Onepoint-Konsortium war eine Gruppe um EPEI noch im Rennen um die Restrukturierung. Gut möglich, dass die Gespräche nun wieder aufgenommen werden. EPEI signalisierte bereits Interesse an erneuten Verhandlungen. 

Anleger zeigten sich ob der Nachrichten weitgehend unbeeindruckt, die Aktie von Atos präsentiert sich in Frankfurt heute nur leicht verändert. 

ATOS (WKN: 877757)

Daneben hat Atos vom Vertretungsausschuss seiner Gläubiger einen überarbeiteten Vorschlag erhalten, um den kurz- und mittelfristigen Liquiditätsbedarf zu erfüllen. Gemeinsam mit Banken soll schnellstmöglich eine Lösung erarbeitet werden.

Vereinbarung mit französischem Staat

Zudem hat Atos mit dem französischen Staat eine Vereinbarung zum Schutz sensibler Geschäftsbereiche getroffen. Der Staat kann demnach gewisse Bereiche kaufen, sofern jemand mindestens zehn Prozent der Anteile oder Stimmrechte erworben hat und kein Schutz der nationalen Interessen gesichert ist. Zudem gab der französische Staat ein unverbindliches Angebot für Teile des Daten- und Sicherheitsgeschäfts von Atos ab.

Fazit

 Ob Křetínský in der veränderten Gemengelage doch noch bei der Restrukturierung der hoch verschuldeten Firma zum Zug kommt, bleibt abzuwarten. Für bestehende Anteilseigner hat sich nichts geändert, sie werden durch die Restrukturierung in jedem Fall massiv verwässert.