Der Tech-Riese könnte sein Engagement bei Rechenzentren zurückfahren und schürt so Bedenken über weniger Investitionen in den Bereich künstliche Intelligenz (KI). Im Zuge dessen geben heute auch Papiere von KI-Profiteuren wie Siemens Energy nach. 

Milliardenschwere Investitionen der großen Tech-Konzerne in Infrastruktur sind ein gewichtiger Faktor für KI als Kurstreiber an der Börse. Ein Bericht von Investmentbank und Finanzdienstleister TD Cowen stellt die Annahme nun aber zumindest etwas infrage. 

Demnach hat Microsoft damit begonnen, Mietverträge für beträchtliche Kapazitäten in Rechenzentren in den USA zu kündigen. Von „einigen hundert Megawatt“ ist dabei die Rede. 

Zeichen für weniger Investitionen?

Zudem habe der Konzern Vereinbarungen gestoppt, die normalerweise zu formellen Mietverträgen führen. Die Facebook-Mutter Meta Platforms habe dieses Vorgehen früher genutzt, wenn Investitionsausgaben gekürzt wurden, schrieb TD Cowen.

Darüber hinaus verlagere Microsoft einen Teil der geplanten Ausgaben im Ausland nun in die USA. Die Investmentbank wertet dies als Zeichen, dass sich das internationale Mietgeschäft verlangsamt.

Nachfrage steigt exponentiell

Dass der Tech-Riese seine Investitionen in KI-Infrastruktur womöglich zurückfährt, schürt Bedenken, ob Microsoft Sorgen hat, mehr Rechenkapazität für künstliche Intelligenz aufzubauen, als langfristig benötigt wird. Bei der Zahlenvorlage Ende Januar berichtete Microsoft-Chef Satya Nadella allerdings von „exponentiell steigender Nachfrage“, die wiederum weiter hohe Investitionen notwendig macht.

Daran soll sich zumindest erstmal nichts ändern: „Während wir unsere Infrastruktur in einigen Bereichen strategisch anpassen, werden wir in allen Regionen weiterhin stark wachsen. Unsere Pläne, in diesem Geschäftsjahr mehr als 80 Milliarden US-Dollar in die Infrastruktur zu investieren, bleiben bestehen, da wir weiterhin in einem Rekordtempo zulegen, um die Kundennachfrage zu erfüllen“, zitiert der Börsendienst Bloomberg einen Sprecher von Microsoft.

Microsoft (WKN: 870747)

Profiteure geben ab

An der Börse sorgt der Bericht von TD Cowen für gemischte Reaktionen. Die Aktie von Microsoft verzeichnet aktuell moderate Zugewinne, nachdem sie am Freitag bereits nachgab. Anders sieht es bei Unternehmen aus, die vom steigenden Energiebedarf durch mehr Rechenzentren profitieren. Papiere von Siemens Energy gaben zu Handelsbeginn kräftig nach, reduzierten ihr Minus aber wieder. Bei Schneider Electric geht es momentan rund vier Prozent nach unten.

Siemens Energy (WKN: ENER6Y)

Fazit

Das KI-Narrativ als Kurstreiber basiert auch auf der Erwartung, dass die großen Tech-Konzerne weiterhin Milliardensummen in Auf- und Ausbau investieren. Entsprechen sorgt der Bericht für leichte Verunsicherung. Dass Microsoft sein Vorhaben bestätigt hat, im laufenden Geschäftsjahr (bis Ende Juni) mehr als 80 Milliarden Dollar zu investieren, dürfte dagegen erstmal beruhigen. Den nächsten Test für das Stimmungsbild rund um KI gibt es am Mittwoch nach US-Handelsschluss. Dann legt Chipentwickler Nvidia seine Zahlen und vor allem den Ausblick vor.