Ein negativer Analystenkommentar hat die Lufthansa-Aktie am Donnerstag weiter auf Talfahrt geschickt. Die Experten sehen die Rentabilität unter Druck und die Jahresziele der Airline 2024 bis 2026 in Gefahr. Unterdessen steht auch die geplante Fusion mit der italienischen ITA auf der Kippe.
Die US-Bank J.P. Morgan hat die Lufthansa auf den Status „Negative Catalyst Watch" gesetzt und das Kursziel auf 5,60 (von zuvor 5,70) Euro gesenkt. Die Analysten erwarten für das zweite Quartal angesichts einer ungünstigen Preis- und Kostenentwicklung einen Rückgang der Profitabilität. Die Airline könnte deshalb auch ihre Jahresziele 2024 bis 2026 nach unten korrigieren. Die Lufthansa-Aktie brach am Donnerstag um bis zu sieben Prozent auf 5,84 Euro ein und lag damit auf dem niedrigsten Stand seit Herbst 2022. Die Airline veröffentlicht ihre Quartalszahlen am 31. Juli.
Kritik gab es heute auch vom Analysehaus Bernstein Research. Die Lufthansa leide unter ihrer zu hohen Abhängigkeit von Geschäftsflügen sowie von Langstreckenflügen nach Asien, hieß es dort. Bernstein bezeichnete die Aktie als „market perfomer" und nennt bei ihrer Halte-Empfehlung für die Aktie ein Kursziel von sieben Euro.
Auch bei der geplanten Übernahme der italienischen Airline ITA steckt die Lufthansa offenbar in einer Sackgasse. Seit Monaten laufen Verhandlungen zwischen den Fusionspartnern und der EU-Kommission, die gravierende Wettbewerbsbedenken gegen den Zusammenschluss geäußert und deshalb Zugeständnisse gefordert hat.
Die Lufthansa will mit der ITA-Übernahme ihr Streckennetz ausbauen. Die EU-Kommission befürchtet auf bestimmten Strecken Marktdominanz, zu wenig Wettbewerb und in der Folge steigende Flugpreise oder verschlechtertes Angebot. Vor allem die Langstreckenflüge zwischen Italien und Nordamerika sieht die Kommission offenbar kritisch.
Verschiedenen Medienberichten in den vergangenen Tagen zu Folge ist die Lufthansa inzwischen nicht mehr zu weiteren Zugeständnissen bereit, weil sie die positiven Effekte der Fusion zu stark schmälerten. Zuletzt hatte sie den Verzicht auf Start- und Landerechte am Flughafen Mailand angeboten, die sie den Konkurrenten Easyjet und Volotea überlassen würde. Noch Anfang Juni hatte sich Lufthansa-Chef Carsten Spohr zuversichtlich für eine Einigung gezeigt. Die EU-Kommission will bis Ende des Monats eine finale Entscheidung zum Zusammenschluss treffen. Die offizielle Frist dafür endet am 4. Juli.
Fazit
Die Lufthansa steht derzeit von mehreren Seiten unter Druck. Wie sehr, zeigt sich allein schon an der Aktienkursentwicklung. Fast 40 Prozent haben die Titel in den vergangenen zwölf Monaten verloren, wozu auch die Streikserie seit Jahresbeginn beigetragen hat. Der Juli wird für die Airline nun zu einem Monat der Entscheidung. Die Quartalszahlen werden neue Aufschlüsse darüber geben, wie es um das Geschäft der Lufthansa wirklich bestellt ist. Und auch die Hängepartie um die ITA-Übernahme wird hoffentlich bald ein Ende finden - in die eine oder andere Richtung.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Deutsche Lufthansa.