Die Übernahme der italienischen ITA durch Lufthansa weckt in Italien ähnliche Ängste wie die geplante Commerzbank-Übernahme durch Unicredit in Deutschland. Was Lufthansa-Chef Carsten Spohr dazu zu sagen hat, und warum Commerzbank-Aufsichtsratschef Jens Weidmann Alarm schlägt.

An diesem Montag macht Lufthansa den Einstieg in die italienische Staatsairline ITA perfekt. Am Nachmittag soll die erste Aufsichtsratssitzung der ITA in der neuen Eigentümer-Struktur stattfinden. Es ist der größte Zukauf in der Geschichte der Lufthansa. Für 325 Millionen Euro erwirbt der MDAX-Konzern eine 41-Prozent-Beteiligung mit der Option auf vollständigen Kontrollerwerb.

Der Einstieg der Lufthansa bei ITA stößt in Italien auf verschiedene Vorbehalte. Kritiker befürchten den Kontrollverlust über eine wichtige Infrastruktur des Landes, andere massiven Stellenabbau, wieder andere den Zusammenprall unterschiedlicher Unternehmenskulturen.

Es sind ähnliche Argumente, die auch in Deutschland gegen einen Einstieg der italienischen Großbank Unicredit bei der Commerzbank angeführt werden: Auch hier gilt die Commerzbank als kritische Finanz-Infrastruktur. Ein Einstieg der Italiener könne die Kreditversorgung der Unternehmen des Landes gefährden, sagen Kritiker. Und auch hier befürchten Arbeitnehmervertreter und Gewerkschaften massiven Stellenabbau.

In einem Interview mit dem „Handelsblatt" hat sich am Montag erstmals Commerzbank-Aufsichtsratschef Jens Weidmann kritisch zu den Unicredit-Plänen geäußert. Er habe Zweifel, dass „eine feindliche Übernahme im Bankensektor nachhaltige werte schaffen kann". Bei Zusammenschlüssen sei es wichtig, dass das Management. zunächst vertrauensvoll miteinander rede und ein gemeinsames Verständnis entwickle. Unicredit habe die Commerzbank dagegen überrascht. Das sei kein guter Stil. „Das ist wie bei jeder Beziehung. Wenn der Start misslungen ist, wird es schwierig."

Auch Lufthansa-Chef Carsten Spohr meldete sich an diesem Montag zu Wort. Als maßgebliches Motiv für die Übernahme nannte Spohr in einem Interview mit der „FAZ" die Aussicht auf einen dreistelligen Ergebnisbeitrag. „ITA soll nach Swiss den zweithöchsten Ergebnisbeitrag aller Auslandstöchter liefern." Der Flughafen Rom soll außerdem zum südlichsten Drehkreuz der Lufthansa werden.

Fazit

Lufthansa-Chef Spohr und Unicredit-Chef Andrea Orcel argumentieren bei ihren Übernahmeplänen ähnlich: Wenn große europäische Konzerne mit der Weltspitze Schritt halten wollten, führe an einer Konsolidierung kein Weg vorbei. Dabei treffen sie auf ähnliche nationale Vorbehalte. Allerdings muss man der Lufthansa attestieren, dass sie sich frühzeitig um eine positive Haltung der italienischen Regierung und der ITA-Belegschaft bemüht hat. Von Unicredit kann man das nicht behaupten.


Deutsche Lufthansa (WKN: 823212)

Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Deutsche Lufthansa.