Lufthansa betreibt zivilen Flugverkehr. Doch die Tochter Lufthansa Technik hat auch eine Rüstungssparte. Sie soll deutlich ausgebaut werden in Kooperation mit Firmen wie Lockheed, Bombardier, Hensoldt, Rheinmetall und Boeing.

Lufthansa Technik arbeitet seit über 60 Jahren mit der Bundeswehr zusammen und betreut beispielsweise die deutsche Regierungsflotte sowie Militärtankflugzeuge. Lufthansa-Technik-Sprecher Michael Lagemann konkretisierte gegenüber €uro am Sonntag die Ausbaupläne der Lufthansa-Tochter im Verteidigungsbereich. Dabei gehe es unter anderem um diese Projekte und Kooperationen:

Boeing P-8A Poseidon

Um was es geht: Um einen neuen Seefernaufklärer und U-Boot-Jäger der Deutschen Marine auf Basis der Boeing 737NG. Die Bundeswehr hat acht P-8A bestellt, die erste soll dieses Jahr ausgeliefert werden.

Rolle der Lufthansa: Lufthansa Technik bildet mit Boeing und ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH (seit 2024 Teil von Hensoldt) das Industrieteam, das die Einsatzverfügbarkeit gewähren soll. Mögliche Aufgaben erstrecken sich von Mechaniker-Trainings über Maintenance-Leistungen bis zu Komponentenservices.


Pegasus

Um was es geht: PEGASUS (Persistent German Airborne Surveillance System) ist ein Überwachungs- und Aufklärungssystem der Deutschen Luftwaffe mit modifizierten Global 6000 von Bombardier als Trägermaschinen, von denen die Bundeswehr künftig drei im Einsatz haben wird.

Rolle der Lufthansa: Als wesentlicher Partner des Generalunternehmers Hensoldt ist Lufthansa Technik für den Einbau der Aufklärungstechnologie und die Zulassung der Maschinen verantwortlich. Im Herbst 2024 absolvierte die erste der drei Maschinen in Wichita, Kansas, ihren Erstflug und befindet sich aktuell in der Flugtestphase. Sobald diese abgeschlossen ist, kehrt das Flugzeug für die oben beschriebenen Arbeitspakete nach Hamburg zurück.


CH-47F Chinook

Um was es geht: Die Bundeswehr wird 60 schwere Transporthubschrauber vom Typ Boeing CH-47F Chinook beschaffen, die Lieferung der Maschinen ist ab 2027 geplant. Sie sollen dann für den Fracht- und Truppentransport sowie für Such- und Rettungsmissionen eingesetzt werden.

Rolle der Lufthansa: Lufthansa Technik ist Teil des von Boeing geführten Industrieteams. Mögliche Aufgabengebiete erstrecken sich von Logistik-Dienstleistungen über das Supply-Chain-Management bis zur Versorgung mit Verbrauchsmaterialien.


F-35A Lightning II

Um was es geht: Die Lockheed Martin F-35A Lightning II ist ein Tarnkappen-Mehrzweckkampfflugzeug. Bei der Deutschen Luftwaffe soll es die Tornados ablösen, die das Ende ihrer Nutzungsdauer erreichen. Geplant ist, sie ab 2027 durch 35 neu zu beschaffende F-35A zu ersetzen.

Rolle der Lufthansa: Lufthansa Technik ist Teil des Industrieteams mit Lockheed Martin, Rheinmetall und Hensoldt/ESG. Mögliche konkrete Arbeitspakete sind noch in Klärung.


AWACS-Nachfolger E-7

Um was es geht: Die E-3-AWACS-Flugzeuge (Airborne Warning and Control System) der NATO mit ihren drehenden Radartellern auf dem Rumpf modifizierter Boeing-707-Maschinen sind mittlerweile in die Jahre gekommen. Über das Nachfolgeprogramm AFSC (Alliance Future Surveillance & Control) ist geplant, die Frühwarn- und Kontrollflugzeuge ab 2031 durch die E-7 auf Basis der Boeing 737 zu ersetzen.

Rolle der Lufthansa: Lufthansa Technik gehört zum Boeing-Industrieteam (ABILITI), das an der Nachfolgelösung für die AWACS-Flotte der NATO arbeiten möchte. Das Aufgabenspektrum, für das sich Lufthansa Technik bewirbt, umfasst die Flugzeugmodifikationen sowie die Instandhaltung und die Komponentenversorgung.


Fazit

Das Geschäft mit militärischen Kunden ist gemessen am Gesamtumsatz von Lufthansa Technik überschaubar. Doch der Weltmarktführer für zivile Flugzeugwartung- und Instandsetzung sieht großes Potenzial - nicht nur bei der Bundeswehr, sondern auch im internationalen Militärgeschäft. Die Sparte ist ein strategischer Schwerpunkt im Konzernprogramm „Ambition 2030". Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte sich kürzlich dazu so geäußert: „Gerade für komplexe Wartungsaufgaben an Hubschraubern, Drohnen und Flugzeugen fehlen der Bundeswehr eigene Ressourcen. Wir gehen davon aus, dass der durch private Unternehmen erbrachte Anteil an Wartungen bei der Luftwaffe zunehmen wird. Da möchten wir mit der Lufthansa Technik dabei sein."

Deutsche Lufthansa (WKN: 823212)

Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Deutsche Lufthansa.