Es könnte ein Gamechanger im Markt für Smartphones werden: Die Deutsche Telekom arbeitet an einem Handy mit künstlicher Intelligenz. Die macht Apps überflüssig – ob für Navigation, Shopping oder Video-Streaming. Beim World Mobile Congress in Barcelona stellte der Konzern zusammen mit dem US-Partner Brain Technologies diese Woche einen Prototyp vor.
Das Tippen und Wischen kann man sich mit dem Gerät sparen. Es genügen Sprachbefehle. Eine Art KI-Concierge sucht dann eigenständig im Web nach einer Lösung und zeigt sie auf dem Bildschirm an. Apps laufen im Hintergrund, sind nicht mehr zu sehen und spielen, wenn überhaupt, nur eine Nebenrolle. Eine Flugbuchung beispielsweise funktioniert allein per Spracheingabe. Basis des Prototyps ist das hauseigene Mittelklassemodell T-Phone.
Bei der Entwicklung arbeitet die Telekom mit dem Chipkonzern Qualcomm und der KI-Firma Brain Technologies zusammen. Deren Gründer und Chef ist der 30-jährige Jerry Yue, der es 2022 auf die „Forbes“-Liste der weltweit 30 einflussreichsten Unternehmer unter 30 geschafft hat. Er ist fest davon überzeugt, dass das Handy auf den Markt kommen wird: „Ich denke nicht, dass Sie sehr lange warten müssen“, antwortete er in Barcelona auf die Frage nach dem Zeitpunkt. „Die Zukunft wird frei von Apps sein“, verkündete Yue. Der Macht, die Apps derzeit hätten, werde den Nutzern zurückgegeben. Die Verantwortlichen der Telekom sind in Sachen Marktstart deutlich zurückhaltender.
Apps spielen auf den Geräten von Apple oder Samsung eine Hauptrolle. Das KI-Phone der Telekom sei ein interessantes Beispiel, wie die Zukunft aussehen könnte, kommentierte Branchenfachmann Ben Woods vom Beratungsunternehmen CCS Insight. Es gebe einen starken Trend zu KI in der Mobilfunkbranche. Bisher seien Netzbetreiber bei Hardware allerdings nicht sonderlich erfolgreich gewesen.
Die Telekom betonte, dass es ihr um Kundenbindung, respektive die Gewinnung von Neukunden geht. Bei Konkurrent Vodafone hält man Apps auch künftig für wichtig. Künstliche Intelligenz könne den Einsatz von Smartphones zwar revolutionieren, jede grundlegende Veränderung brauche jedoch Zeit.