Zurück zu den Wurzeln: Continental wird wieder zum reinen Reifenhersteller. Nach der Autoteilesparte trennen sich die Niedersachsen vom Kunststoffgeschäft. Analysten halten den Schritt für sinnvoll, dennoch gibt es Risiken.
Einmal vom Reifenhersteller zum Automobilzulieferer und wieder zurück: Nach einem Beschluss des Vorstands soll der Bereich Conti-Tech abgespalten werden. Für die wahrscheinlichste strategische Option hält das Unternehmen nach aktuellem Stand den Verkauf des Bereichs. Diese sogenannte „Verselbstständigung“ des Kunststoffsegments dürfte im Laufe des Jahres 2026 erfolgen.
Zuvor, genauer gesagt im September, wollen die Hannoveraner den Bereich „Automotive“ an die Börse bringen. Auf der Hauptversammlung im April müssen Aktionäre noch zustimmen.
Continental habe insbesondere in den vergangenen drei Jahrzehnten durch gezielte Zukäufe und eigenes Wachstum drei starke Unternehmensbereiche in ihren jeweiligen Industrien geformt, erklärte Vorstandschef Nikolai Setzer. Diese seien jetzt reif für ihre Unabhängigkeit. Zugleich verlangten derzeit hochdynamische Märkte fokussiertes, agiles und entschlossenes Handeln. Daher sei jetzt der richtige Zeitpunkt für die tiefgreifendste Neuaufstellung in der Unternehmensgeschichte, so der Konzernlenker weiter.
„Wir schaffen drei starke, unabhängige Champions, die ihr volles Wachstums- und Wertschaffungspotenzial als selbstständige Unternehmen entfalten werden“, so Setzer.
Profitable Reifen
Conti kehrt damit zu seinen Ursprüngen zurück, seit dem 19. Jahrhundert produziert das Unternehmen Reifen. Heute ist der Bereich „Tires“ der zweitgrößte der drei Bereiche. Er erzielte im vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatz in Höhe von rund 13,9 Milliarden Euro. Die operativen Margen sind allerdings höher als in den anderen Segmenten. Für das Geschäftsjahr 2024 berichtete Continental hier eine bereinigte Ebit-Marge von 13,7 Prozent, während Automotive auf 2,3 Prozent und ContiTech auf 6,2 Prozent kamen.
Die Börse honorierte die Neuaufstellungspläne mit einem Kurssprung von zwischenzeitlich über fünf Prozent. Zuvor hatte der Titel unter den Zollplänen der USA gelitten. Darüber hinaus hatte der DAX-Wert auch die Krise in der Automobilindustrie zu spüren bekommen.
Deutsche Bank Research sieht die Aufspaltung zwar positiv, dennoch bleibt es bei der Einstufung „Hold“ mit Kursziel 75 Euro. Zuversichtlicher ist die UBS, die ihre Kaufempfehlung mit unverändertem Kursziel 80 Euro bekräftigte.
Fazit
Die geplante Neuaufstellung erscheint sinnvoll. Angesichts der Zollrisiken und der Schwäche des Automarkts halten sich Anleger aber besser noch zurück.
Enthält Material von dpa-AFX