Belastet die Zinswende der Notenbanken tatsächlich die Ergebnisse der Geschäftsbanken? Wenn es nach den Analysten von JP Morgan und Barclays geht, könnten einige Häuser sogar erheblich von den erwarteten Zinssenkungen profitieren. Das treffe vor allem auf die Deutsche Bank zu.
„Das Ergebnispotenzial der Deutschen Bank wird klar unterschätzt", sagt Analystin Flora Bocahut von der britischen Großbank Barclays - und setzte jetzt das Kursziel für die Aktie des größten Deutschen Geldhauses von 14 auf 22 Euro herauf.
Auch die US-Bank JPMorgan hat das Kursziel für Deutsche Bank angehoben, wenn auch nur von 19 auf 20 Euro. Analyst Kian Abouhossein sieht für das kommende Jahr bei der größten deutschen Bank insbesondere weitere Ertragsfortschritte im Geschäft mit Anleihen, Währungen und Rohstoffen. Die gestiegene Unsicherheit über die weiteren Zinsentwicklungen der Notenbanken führe zu mehr Volatilität, argumentiert Abouhossein. Daraus resultiere eine höhere Kundenaktivität im Zins- und Währungsgeschäft.
Die britische Barclays Bank hatte vergangene Woche die Deutsche-Bank-Aktie zum Kauf empfohlen und das Kursziel von 14 auf 22 Euro heraufgesetzt. Die neu für die Deutsche Bank verantwortliche Expertin Flora Bocahut hält den Mix aus Geschäftsfeldern beim deutschen Branchenprimus gerade in einem Umfeld sinkender Zinsen für besonders attraktiv. Ihre Gewinnprognosen bis 2026 lägen um bis zu 21 Prozent über dem Konsens. Zudem lobte Bocahut den großen Spielraum für Dividendenzahlungen.
Fazit
Die Zinswende der Notenbanken führt tendenziell zu geringeren Zinsüberschüssen der Geschäftsbanken - diese Annahme setzte die Aktienkurse vieler Geldhäuser zuletzt unter Druck. Wie stark die Zinswende die Ergebnisse unter dem Strich tatsächlich belastet, hängt aber sehr stark vom Geschäftsmodell des jeweiligen Instituts ab. Bei der Pfandbriefbank beispielsweise könnten die sinkenden Notenbank-Zinsen zu rückläufigen Gewerbeimmobilien-Kreditrisiken führen und damit das Geschäftsmodell, die Ergebnisse und auch den Aktienkurs weiter stabilisieren. Die Deutsche Bank wiederum könnte in ihrer zuletzt bereits gut laufenden Investmentbanking-Sparte von den sinkenden Notenbanken-Zinsen überproportional profitieren.