Die monatelange Saga um den französischen IT-Dienstleister Atos erhält ein weiteres Kapitel: Nachdem die potenziellen Retter des kriselnden Unternehmens in der vergangenen Woche einen Rückzieher gemacht haben, wurde nun eine neue Lösung bekannt gegeben: Gläubiger übernehmen bei Atos nun die Kontrolle
Wie Atos mitteilte, besteht eine grundsätzliche Einigung mit einer Gruppe von Anleihegläubigern und Banken über einen Plan zur Restrukturierung. Dieser sei mit den von der Gesellschaft festgelegten finanziellen Parametern vereinbar. Eine bindende Vereinbarung mit Gläubigern, die bereit, sind, die Einigung zu unterstützen, soll in der kommenden Woche abgeschlossen werden. Damit wollen Unternehmen und Gläubiger In der Woche ab 22.Juli ein beschleunigtes Schutzverfahren beantragen.
Deal mit Regierung auf dem Prüfstand
Die Vereinbarung sieht vor, Verbindlichkeiten von 2,9 Milliarden Euro in Eigenkapital umzuwandeln. Obendrauf kommen bis zu 1,68 Milliarden Euro an neuen Schulden sowie eine Kapitalerhöhung über 233 Millionen Euro.
Zudem kündigten die Gläubiger an, den möglichen Verkauf von Aktivitäten aus dem Geschäftsbereich BDS (Big Data & Cybersecurity) an den französischen Staat erneut prüfen zu wollen. Dabei soll festgestellt werden, ob der Kaufpreis dem fairen Wert und den Unternehmensinteressen entspricht. Die französische Regierung hat ein unverbindliches Angebot über 700 Millionen Euro abgegeben.
Kein externer Investor?
Die neue Vereinbarung ist auch eine Reaktion auf die Geschehnisse der letzten Woche: Ein Konsortium um das französische Unternehmen Onepoint hatte zuvor den Zuschlag für die Restrukturierung von Atos erhalten. Nach einer genaueren Prüfung der Büche zog sich die Gruppe jedoch zurück. Das Onepoint-Konsortium hatte sich gegen eine Gruppe um den Finanzinvestor EPEI des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky durchgesetzt. Nachdem die Gruppe um Onepoint absprang, signalisierte das Konsortium um EPEI erneut Interesse. Nun wählen die Gläubiger aber den Weg in Eigenregie.
Atos und die Gläubiger haben sich jedoch darauf verständigt, die Tür für einen möglichen Ankerinvestor offenzulassen.
Aktie ohne Boden
Die Aktie von Atos findet auch nach der Meldung keinen Boden. In der vergangenen Woche sorgte der Rückzug des Onepoint-Konsortiums kurzzeitig für Belebung. Zudem wurde bekannt, dass Onepoint-Chef David Layani den Vorstand von Atos verlässt. In Frankfurt verlieren die Anteilscheine aktuell aber erneut rund sechs Prozent. Seit Jahresbeginn steht ein Minus von über 86 Prozent.
Fazit
Nach monatelangem Hin und Her bleibt die Hoffnung, dass bei Atos endlich etwas Ruhe einkehrt und die notwendige Restrukturierung des hoch verschuldeten Unternehmens eingeleitet werden kann. Für Anleger hat sich nichts geändert, die Maßnahmen führen zu einer massiven Verwässerung. Bei rund 112 Millionen ausstehenden Aktien werden wohl mindestens drei Milliarden neue Papiere ausgegeben, schreiben Analysten des Finanzdienstes Bloomberg. Das Kapital bestehender Anteilseigner wird nahezu wertlos.